Spontane Cross Staffel am ersten Advent

Als mich Joachim am Freitag anschrieb ob ich am Sonntag früh bei der Cross Staffel vom Berliner Ruder Verein mitmache, habe ich noch geantwortet: „Nö, geh am Samstagabend weg“. Aber am Samstag schneite es und mir wurde klar, dass morgen der 1. Advent ist und ich eigentlich keine Lust habe den halben Tag im Bett zu verbringen, weil ich am Abend vorher lange unterwegs war. Ich hatte ja schon vor zwei Wochen wieder bemerkt, wie gut es mir tut mich wieder mit meinen Freunden vom Sport zu umgeben. Und als dann Achim noch postete wer morgen dabei ist, hab ich beschlossen dabei zu sein und noch eine Staffel zu finden. Ein Tag vor dem Event ein sportliches Unterfangen. Achim hat mich dann noch mit Kathi aus Regensburg connected, die mit Ihrem Freund grade in Berlin ist und auch Lust hatte mitzumachen. So musste dann eine eigene Staffel her. Nach kurzem Email Ping Pong mit dem Veranstalter war klar, dass eine Nachmeldung kein Problem ist. Also mussten wir jetzt nur noch zwei weitere Läufer finden!
Auch das war nicht grade einfach. Alex, Olli machen bei Ihren eigenen Staffeln mit. Gerald hat mit Sabrina keine Zeit. Dirk kann nicht, Carsten fährt Rad, und so weiter und so weiter… Kathi hat Ihren Freund dann noch überredet, und das hat dann für eine gehörige Überraschung gesorgt, aber dazu später mehr! Eine Bekannte von Achim hatte wohl Interesse, hat aber bis abends nicht bestätigt. Was tun? In dem Fall und weil es der erste Advent war entschied ich auf Gott zu vertrauen, dass sich dann vor Ort noch jemand finden wird.

Also war ich um 08:30 in Wannsee und wartete, und wartete. Um 9 Uhr eine Message von Kathi, „Sind grade aus FHein losgefahren.“ Na toll, die Nachmeldung kostet 52,50€ und nachher darf ich die Staffel alleine Laufen, dachte ich mir. Aber eine halbe Stunde später waren sie da und wir haben beim Moderator gefragt ob nicht jemand noch zu uns stößt. Wir waren nicht die einzigen, 10 Minuten vorher, hat es bei jemand anders auch schon geklappt. Mein Gottvertrauen und Kathis Überzeugungskünste haben sich bewährt. Niki, ein Ruderer und eigentlich ein Streckenposten, hat sich aufs Rad geschwungen und seine Laufsachen geholt du hat den Final Runner für uns gemacht, und auch hier war uns das Glück hold denn obwohl Ruderer hat er sich als Edeljoker erwiesen! Als Dank für seinen Einsatz, haben wir die Staffel nach seinem Spitznamen, die fliegenden Holländer genannt. 🙂

Es war wirklich bitter kalt, und obwohl ich meine Zwiebel an Kleidern gut gefüllt habe, fror ich ohne Ende und sehnte mich schon nach dem Einlaufen. Tobi ging als erster auf die Strecke, als er mir sagte dass ich ihn nach c.a. 22 Minuten erwarten soll, ging mein Mund erst mal nicht zu. Aber erwähnte dann etwas von früher Mal Deutscher Leistungskader, und dass er grade nur Hobby mäßig läuft. Und so war es auch: Er übergab mir den Staffelstab dann als VIERTER!

So fühlte ich dann mal wieder wie es ist in der Spitzengruppe mitzulaufen! Und zwar ungefähr für 30 Sekunden! Dann waren sie natürlich alle weg. 🙂
Nach dem ersten Kilometer in einem flotten Tempo, besann ich mich auf mein Ziel heute eine 4:30 Pace zu laufen und legte eine auch eine Punktlandung hin. Die Strecke hat viel Spaß gemacht. Ich bin ja eigentlich nicht so der Crossfan. Der Boden war zwar nicht zu matschig, aber man musste schon ein bisschen aufpassen wo man hintritt. Da wo Pfützen waren, konnte ich gut ausweichen und bis auf die üblichen Probleme bei Steigungen bin ich mit meiner Strategie kurz über Wohlfühltempo zu laufen gut durchgekommen. Hab dafür heute auch auf den Pulsgurt verzichtet. Dann ging Kathi auf die Strecke und auch sie hat Ihren Plan auch genau eingehalten. Niki unser Edeljoker hat unsere Erwartungen weit übertroffen und hat auf seiner Runde 15 Läufer wieder eingesackt.

Zum Schluss die üblichen Fotos, ein warmer Tee und eine Schmalzstulle. Kathi und Tobi sind dann auch gleich zurück nach Regensburg und auch ich hab mich dann zurück nach Hause in die heiße Wanne zurückgezogen. Nick ist noch dageblieben und hat noch zwei Flaschen Sekt gewonnen.

Nächste Woche werde ich zum ersten Mal beim Plänterwaldlauf über die 15km starten. Wettkämpfe sind ja auch Training!

1. Tobias Höst (M)
Zeit: 00:22:25

2. Milosz Weckowski (M)
Zeit: 00:27:48

3. Kathrin Hausmann (F)
Zeit: 00:30:10

4. Nick van Sprang (RM)
Zeit: 00:24:41

1. Cross-Challenge 2012

Jaja, der SCC und sein erster Hindernisslauf. Das 1. Cross-Challenge am 28.10.12. Die Organisation war gut. Skeptisch über das zu Erwartende wurde ich, als der SCC nochmals darauf hinwies die Verzichtserklärungen auszufüllen und die Gefährlichkeit der Hindernisse bekannt gab. Ok, das wird lustig dachte ich mir…
Bei dem Gedanken blieb es dann aber auch.
Hindernisse wiederholten sich teilweise bis zu 4 Mal pro Runde und hatten von Ausmaß und Integration in das Gelände eher den Charakter von Sporthallengeräten. Reifen zum Durchhangeln, gespanntes Netz, Eskaldierwand (klein), 2m 45 Grad angeschrägte Wand mit Seil…
So fassten es auch die meisten SCC Straßenläufer auf und stellten sich wie beim Schulsport brav an einer imaginären Linie vor den Hindernissen an um zu warten, bis die/der Vorderfrau/-mann das komplette Hinderniss passiert hatte. Ergebnis: Stau!!!
Beim ersten Wasserhinderniss (Strohballen rauf, durch zwei Baukontainer mit Wasser) hatte ich die Schnauze voll und wir sind dann zu Viert aus vollem Lauf an der Schlange vorbei, hintereinander über den Strohballen ins Wasser gesprungen. Der Zorn der Wartenden entfachte pure Hasstiraden “Ey, wir warten hier alle…” Blablabla…
“Kommt in Wallung” war die Antwort.
Anscheinend waren wir die Ersten, die durchs Wasser gingen. Der Rest sass wie die Hühner am Rand des Kontainers und versuchte, sich seitwärts sitzend entlang der oberen Längskante der Kontainer trocken übers Wasser zu manövrieren. Das nutzte ich aus und pflügte durchs Wasser, dass es überall hinspritzte. Hinten angekommen haben wir so rund 30 Starter auf einmal überholt.
Das einzig Harte war die Strecke als solches. 26km märkischer Sand im Panzergelände. Ist wie ein Läufchen am Sandstrand. Nur ohne Sonne, ohne Warm und ohne Bikinimädels.
Ab km 14 kamen dann bei mir noch Krämpfe in der oberen Wade bei Sprüngen und Krämpfe im Quadrizeps beim Klettern dazu. Da mußte ich dann ganz schön Tempo herausnehmen, habe mich aber ins Ziel geschleppt.

Fazit: Abschließend bleibt festzuhalten, dass der SCC durch jahrelange Erfahrungen im Bereich der Organisation die Anfängerfehler seiner Konkurenten Fisherman’s Friend Strongman Run, Braveheartbattle und Wolfsman Run vermeiden konnte. Die Fehleinschätzung der physischen Belastbarkeit bei den Hindernissen ist sicherlich als Fauxpas zu werten und wird sich bei der 2. Cross-Challenge bestimmt nicht wiederholen und mit deutlich anspruchsvolleren hindernissen aufwarten. Aber dem Braveheartbattle kann das Cross-Challenge das WASSER nicht reichen!

BerlinMan 2012 – Der lange Sonntag zum Erfolg

Und was für ein langer. Noch nie in meinem Leben war ich so lange am Stück sportlich unterwegs. Dass meine Nikotin geplagte Lunge und mein 40jähriges Herz das ausgehalten haben grenzt an ein Wunder! Doch für den zweijährlich stattfinden BerlinMan musste ich mich zusammenreissen. In meinem ersten Jahr als Triathlet stand immerhin der Saisonhöhepunkt an, es sollte zum ersten Mal eine Mitteldistanz (2,2km Schwimmen, 90km Rad, 20km Laufen) werden!

Triathlon ist gesünder als Marathon

Ich hatte schon beim meinem ersten Triathlon vor vier Monaten geschrieben, das Triathlon eine andere Hausnummer ist als reines Laufen. Und das war in der Jedermensch Variante. Jetzt habe ich noch dazu die Erfahrung gemacht, wie unterschiedlich der Körper auf die verschiedenen Distanzen reagiert. Und ich muss einfach nur sagen: Wow!
Es ist heute der Tag danach und ich fühle mich zwar ein bisschen müde und schlapp, bin aber schon im Zug unterwegs nach Hamburg. Die befürchtete Steifigkeit, das Treppenrückwärtslaufen, nicht aus dem Bett kommen, Muskelkater, Rückenschmerzen, Blasen an den Füßen und, und, und … was man sonst so kennt, ist nicht da. Müdigkeit ja, schlaffe Beine auch. So muss ich also schon resümieren dass im Verhältniss zum Marathon mir Triathlon gesünder vorkommt. Die Belastung verteilt sich halt besser auf den ganzen Körper.

Blicken wir zurück

Ursprünglich war für dieses Jahr ja was anderes geplant. Erinnern wir uns an Dezember 2011, wo ich mir aus heiterem Himmel einen Innenmenisskussriß links zugezogen hab. Bei einem lockeren Läufchen. Zuerst eine richtige Diagnose durch den Hausarzt mit Überweisung an ein Krankenhaus, wo der auf Drogen stehende und übermüdete Unfalldoc dann doch eine Fehldiagnose stellt, wo es hieß ich hätte nur eine Bänderdehnung. Nach einem sehr langsam Heilungsprozess für eine Bänderdehnung (wie sollte es auch anders sein) endlich ein besonnener Vertretungsarzt der mich endlich zum MRT überweist.  Als ich dann mit den Bildern da stehe, empfängt mich der operationswütige Stammarzt der sich nicht mal die Bilder anschaut einen kurzen Blick auf das Diagnosenschreiben schickt  und mich zur OP drängt! Am besten morgen. Ich bin schon fast bereit ja  zu sagen, bis ihm ein kleiner Fehler passiert. Er sagt: „Das habe ich Ihnen doch schon alles beim letzten Mal gesagt.“ — Hallo, denke ich mir. Wir sehen uns heute zum ersten Mal. Zuvor war ich beim Vertretungsarzt. In der Folge suche ich Dr. Merretig (selber Triathlet) auf, zahle privat und lass mich beraten. Seine Aussage, den Riß kann man, muss aber nicht operieren. Ich habe folgende Optionen:

1) Gesundheitssportler werden und Marathon und ähnliches abschreiben

2) wenn ich weiter  auf dem Niveau trainieren will, soll ich auf Triathlon umsteigen

3 ) Ich soll mich auf die Schulmedizin verlassen und unters Messer, dann entscheiden was geht.

Der Ausgang ist bekannt. Raucherlunge Milosz wurde also Triathlet. Ursprünglich hatte ich ja noch gehofft den Marathon Ende September laufen zu können, aber das Knie schickt doch ab und zu ein paar kleine Warnzeichen, die ich jetzt nicht ignoriere. Lauftechnisch bin ich bin jetzt wieder soweit, dass ich einen Halbmarathon problemlos durchlaufen kann. Besonders seitdem ich die Aspirin und Voltaren Pillen weglasse und meinen Körper wieder spüre beim Sport. Aber wie schon im letzten Post geschrieben, habe ich vorsichtshalber Tempodauerläufe und Intervalle und Koppeltraining weg gelassen. Die Umfänge wurden über das Jahr schon größer, aber wie gesagt weit unter dem was man für eine Mitteldistanz machen sollte.

Aber nun zum BerlinMan

So kam ich nun eher mäßig vorbereitet zum zu meiner ersten Mitteldistanz. Habe in der gesamten Woche davor fast nix gemacht. Hatte ja auch meinen 40sten am Dienstag. Da gab es also ein paar Bier mehr. Am Freitag war ich 22km auf der Rolle, aber mehr um die Radeinstellungen zu verfeinern und Samstag war ich mit meinem Sohn schwimmen, wo ich nebenbei ein paar 100m Bahnen gezogen habe. Die Aufregung am vorabend war auch groß, da gabs dann auch ein paar Bier.. Naja, bin dann wohl so um 1 Uhr nachts eingepennt. Um 5:30 klingelte dann auch schon wieder der Wecker. Alle Sachen waren schon vorbereitet. Frühstück habe ich mir auch schon am Abend gemacht gehabt. Falls sich manche fragen, wo denn Frau Doktor war, so sei bemerkt, dass ich bis auf weiteres wieder bei mir wohnen will. Die Zukunft ist ungeschrieben.

So schlüpfte ich morgens ohne weiblichen Beistand in die zurechtgelegten Klamotten, sprang aufs Rad und begab mich mit den Öffis nach Wannsee. Die Fahrt dauert lange und ich wurde wieder müde. Zumal ich beim Umsteigen gut 25 Minuten warten musste. Die S-Bahn ist ja noch im Wochenendnachtmodus. Da es kalt war, und ich mich ein bisschen in Stimmung bringen wollte, hab ich angefangen einsam auf dem Bahnsteig zu tanzen zur Musik in meinem mp3 Player. Aber einsam war ich wohl nur die ersten Minuten, da langsam andere Triathleten auf dem Bahnsteig auftauchten. Nach dem üblichen Plausch im Zug, wo ich meine bescheidenen Ambitionen von hoffentlich unter 6h bekräftige, folgt der Checkin in die Wechselzone. Mittlerweile ist mir alles vertraut, und ich schaffe alles in einer konzentrierten Aufgeregtheit. Dass ich aufgeregt bin merke ich daran, dass ich permanent schlechte Witze über meinen Einschlafbierkonsum am Vorabend mache. Achim, den ich im Vorfeld der Vorbereitung mit meinen Ängsten und Sticheleien so schön motiviert habe, findet sogar Erwähnung dafür in seiner Kolumne. In der Wechselzone begegnen mir noch diverse andere Sportsfreunde (Joachim, Alex, Jan…) nur Bloggerfreundin Nadin entdecke ich nicht.

SWIM

Um 08:10 gehen wir alte Männer gemeinsam ins Wasser, ich bin in der dritten Startwelle. Für das Schwimmen habe ich mir Ruhe und Konzentration vorgenommen. Alles ruhig angehen lassen, es wird schließlich noch ein langer Tag!

Und so passiert es auch, das Starterfeld ist breit und es ist genug Platz da ohne dass man sich zu viel treten und hauen lassen muss. Aber auch da wo es eng wird schaffe ich es ruhig weiter zu schwimmen. Bis auf das übliche Gedränge bei den Bojen, wo ich wie üblich ein bisschen Zeit lasse, kann ich gut unter einer 2min Pace auf 100m schwimmen, auch wenn ich nie versucht habe am Anschlag zu schwimmen. Ich muss auch nie Brust schwimmen. Und am Steg angekommen, denke ich mir dass da von der Distanz her noch mehr drin wäre.

Aus dem Wasser geht es dann die gefürchteten 90 Stufen hoch zur Wechselzone. Die gehe ich ganz gemütlich hoch und trabe erst kurz vor der Wechselzone an. Wie gesagt, es wird noch ein langer Tag und als nächstes folgt ja meine schwächste Disziplin.

T1

Neo macht keine Probleme, Socken weggelassen, kleines Gedränge beim Aufsteigen, aber alles easy.

BIKE

Hier war doppelt Ruhe angesagt. Ich habe die Havelchaussee nur ein einziges Mal vorher mit 4 Runden absolviert. Und das in die andere (leichtere Richtung). Auch habe ich damals das Kopfsteinpflasterstück umfahren. Es sei auch hier nochmal an den Mangel an längeren Ausfahrten erinnert. Den Willi zum Grunewaldturm hoch im leichtesten Gang und einfach mal erdulden, dass man überholt wird. Runter dann kurz ausruhen und mit Mut Speed aufnehmen für die nächste Steigung. Kopfsteinpflaster als Massage für die Muskulatur nutzen. Auf der Krone in den Ausdauermodus schalten und 2km bevor es wieder auf die Havelchaussee geht noch schnell ein Gel nehmen. Trinken sobald der Körper das leichteste Signal dazu gibt. Und es ging gut. Erst in der letzten Runde merke ich Ermüdungserscheinungen in der Muskulatur und trete ein bisschen lockerer. Aber das kann ich auch, denn die Zeit bis dahin ist weit über meinen Erwartungen! 🙂

Der Sturz

Letzte Runde auf der Krone passiert es dann. Ich überrunde Joachim. Hat er gestern noch nicht noch auf FB geschrieben, wenn ich mir weiter so in die Hosen mache, wird er mich auf jeden Fall einsacken. Ich drehe mich noch um und rufe was mit Ihm geht. Er ruft zurück: Vorsicht, ich fahre von der Bahn ab. Und so kommt’s auch, ich bin auf einmal neben der Strasse, ziehe wieder rauf, dann wieder runter und wieder rauf und wieder runter und wieder rauf und beende das Slalomkunststück mit einem Sturz auf die linke Seite. Es macht Rumms! Ich weiß erst mal nicht wie mir geschieht! Automatisch stehe ich sofort auf um nicht von den hinteren mir kommenden Sportlern angefahren zu werden. Der erste Gedanke, wo habe ich Schmerzen? Der zweite, ist das Bike heil? Schmerzen habe ich, aber nur äußerlich, die Gelenke bewegen sich ohne Warnsignale. Das Bike scheint heil. Ich springe aufs Rad, und will wieder los, aber das Rad will erst mal wieder Richtung Graben, also nochmal. Beim zweiten Mal klappt es besser. Jetzt in die Cleats kommen.. OK! Treten…, was sagt das Antriebssystem, springt die Kette raus? Nein. Puuh OK. Ups, aber der Aerolenker ist verbogen und ich kann bis auf drei Gänge hinten nicht mehr schalten. Aber egal. Antreten wird dadurch ein bisschen schwieriger, aber ich bin ja nur noch 8km vor dem Ziel. Eine Star Wars Szene (bei 7:54) geht mir durch den Kopf. „Bin fast da“. Jetzt nur nicht abschießen lassen. So trudele ich in Trance und mit unbändigem Willen die letzten 8 km in die Wechselzone….

T2

… wo mich mein Sohn und seine Mutter anfeuern.

RUN

Am Anfang denke ich noch alles ist ok, aber ich schaffe es nicht wirklich an die insgeheim erhoffte 5er Pace ranzulaufen. Bei jedem Schritt merke ich dass meine Eingeweide sich sträuben. Das Gefühl fast wie bei einem Seitenstechen, nur mit leichter Übelkeit. Nachdem ich auch noch seltsame Geräusche beim Laufen mache (Stöhnatmung), ohne das mein Puls in einem dafür rechtfertigendem Bereich wäre, diagnostiziere ich mir also einen leichten Schock. Der Körper wehrt sich gegen mich. Hier rächt sich jetzt die schlechte Vorbereitung. Die Muskulatur scheint noch halbwegs in Ordnung, aber aus der Körpermitte kommt keine Kraft in die Beine, so als ob das Blut sich lieber zurückziehen möchte aus den Extremitäten. Ich versuche mich zu beruhigen und gehe ein paar Schritte bei allen Verpflegungspunkten. Hab meine Gels auch in der Wechselzone liegen gelassen, und steige jetzt auf Cola um.

Ich lauf immer langsamer. Um mich aufzumuntern versuche ich jetzt jeden Stöhner in einem anderen Ton von mir zu geben. So kommt am Anfang eine kleine Tonleiter zusammen, irgendwann bin ich wieder bei der Star Wars Melodie. Nach der dritten Runde (also eineinhalb Stunden später) wird es langsam besser und ich werde wieder schneller, aber da bin ich schon mit einer 6er Pace zufrieden. Ich muss immerhin nicht mehr an den Verpflegungspunkten gehen. Für den letzten KM kann ich mich noch zu einer 5:24er Pace motivieren und es reicht auch zu einem kleinem Schlussspurt.

Und dann habe ich es geschafft.

Ich bin ein BerlinMan!

5:30:49 0:40:07(307) 2:52:41(339) 1:58:01(405)

Hamburger Urbanathlon – MEIN sportliches Highlight

Ein Gastbeitrag von Claudia Gösche über den Hamburger Urbanathlon

Endlich war es soweit – der ersehnte Tag war angebrochen und zudem noch bedeckter Himmel, nasse Straßen und kaum mehr als 15 °C. Das perfekte Wetter für eine Laufveranstaltung. Keine gewöhnliche Veranstaltung – nein, es war der Hamburger Urbanathlon. Am Hafen sollen auf einem  11km langen Rundkurs nicht nur  1000 Stufen überstiegen sondern auch noch 12 Hindernisse überwunden werden.
Auf dem Weg zum Hafengelände, zur Fischauktionshalle sah man schon von weitem das Ziel und auch eines der Hindernisse. Einige  Urbanathleten kraxelten  eine blaue Wand mit weißen Stufen hinauf – den Sea Fright. Damit brach bei mir die Vorfreude gänzlich aus und Spannung stieg ins Unermessliche. Doch am Veranstaltungsgelände angekommen, trat auch schon die erste Ernüchterung ein. Dass groß angepriesene Event entpuppte sich zu einer familiären Veranstaltung. Wir fanden ein Gelände mit kleiner Bühne vor, ein paar Sportveranstalter machten Werbung und dann kamen auch schon die Startblöcke. 4000 Athleten werden nach ihrer schnellsten 10km Zeit in insgesamt 7 Startblöcken aufgeteilt. Die Starts sollen in 5 Minuten Abständen erfolgen. Beim Abholen der Startunterlagen konnten wir ein weiteres Hindernis erblicken – die Halfpipe. Wir grübelten wie wir denn da hoch und wieder runter kommen sollen, bis wir erfuhren, dass die Halfpipe noch im Aufbau war und die Seile fehlten. Erleichterung trat ein – Puh…
Nach dem Umziehen, dem Verstauen der Klamotten und der sonstigen Vorbereitung wie Startnummer befestigen usw. lief ich mich warm. Ich fragte mich erst jetzt, ob das Warmlaufen denn für solch einen Wettkampf ausreiche und was ich denn für eine Zeit laufen will. Und schon befand ich mich in meinem Startblock. Mit über 650 Läufern  startete ich um 16:10 in Block C. Und mir voraus waren schon über 1300. Das wird Stau geben…und ab geht’s…
Nach einem guten Kilometer warmlaufen kam auch schon das erste Hindernis – Happy Dumpster (Schiffscontainer). Ich hatte mir keine Technik überlegen können, um diese 3 Meter hohen Container zu überwinden. Also schaute ich kurz den Anderen zu und suchte mir eine Lücke zum „irgendwie hochklettern und nicht schon am Anfang wehtun“. 100 Meter weiter kam auch schon das nächste Hindernis – die Truck Torture. Ich ziehe selten den Kopf ein, doch hier war es unbedingt nötig um unter den THW-Trucks durchkriechen zu können. Da waren es nur noch 10…
Bevor die Athleten wie Affen durch den Monkey Business klettern, mussten wir die ersten Treppenstufen und Höhenmeter überwinden. Dabei versuchte ich die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Beim Hindernis angekommen war auch schon der erst Stau. Hier konnte ich kurz durchatmen. Am Gerüst angekommen sprang ich von einer Erhöhung ans Baugerüst und griff die erste Strebe. Doch der Umfang war zu groß und ich rutschte ab. Ein erneutes Hochspringen war nutzlos, ich war zu klein – Sch… Egal, weiter…
Bei Kilometer 4 hatte ich endlich eine Zwischenzeit. Mh – mit 22 Minuten Ungrad konnte ich sehr zufrieden sein. Nur nicht zu schnell, dachte ich – noch sind es über 900 Stufen und 8 Hindernisse. Die Wallstreet war eine 2 Meter hohe Wand und eines der leichteren Hindernisse. Mit Schwung und einem großen Satz drüber und weiter. Und da war sie auch schon. Von weitem sah sie klein aus. Doch je mehr sich der Stau lichtete und ich ihr näher kam, desto mächtiger wurde sie – die Halfpipe: Ein Moderator schrie stets, dass die Sportler sich gegenseitig beim Hochziehen helfen sollen; eine Kamera stand auf dem Dach und filmte ununterbrochen; ich war voller Adrenalin, grinste über beide Ohren… Links der Halfpipe gab es die Pussy-Lane – für diejenigen, die sich nicht über das Hindernis wagten oder die einfach nur ein richtig geiles Foto wollten. Der Vorteil: sie sparten enorm an Zeit, der Nachteil: sie waren triefend nass. Denn die Pussy-Lane bestand aus einem Kinderswimmingpool mit Wasser gefüllt. Wegen der Zeit kam mir auch kurz der Gedanke, denn nach 2 min Wartezeit war ich noch nicht wirklich weiter gekommen. Doch ich dachte mir „Ganz oder gar nicht“. Nach über 4 Minuten und einem blutigem Knie, hatte ich die Halfpipe endlich überwunden – auf zum Jump and Crawl. Ich hatte zwar die Beine schon gespürt, doch es war eines der leichteren Hindernisse. Und wer die Veranstaltung nicht ganz so bissig genommen hatte, konnte auch die Aussicht entlang dem Hafen auf dem Weg zur Sand Bag Attack genießen. Die Schwierigkeit hierbei lag wohl ehr an dem sandigen Untergrund als das Tragen des 10 kg schweren Sandsacks. Doch das war nicht genug. Kaum war diese Hürde geschafft, kamen die Höhenmeter und die angekündigten, gefühlten unendlichen Treppenstufen. Nach ein paar Stufen bergauf erhoffte ich mir hinter jeder Kurve ein bergab – doch das trat selten ein. Da spürte ich die Müdigkeit und Erschöpfung in meinen Beinen und auf der Uhr. Von einem 5er-Schnitt pro km bin ich auf einen 6er-Schnitt gefallen. Doch das lag wohl auch an der Wartezeit an der Halfpipe. Auf das 8. Hindernis freute ich mich schon im Vorfeld – the Tyrenator – das Übersteigen von LKW-Reifen. Hier bestand großes Verletzungspotenzial. Doch mit viel Konzentration und Spaß an dem Wettkampf gelang nicht nur das heile Durchkommen, sondern auch ein schönes Erinnerungsfoto. Die letzten 3km standen an, die Zeit war mittlerweile zweitrangig geworden und die letzten Stufen und Anstiege waren zu meistern. Doch vorerst musste Lucifer´s Staircase überwunden werden, wo 8 – 15 Paletten zu einer Art Treppe ohne Stufen übereinander gestapelt waren. Die restlichen Reserven wurden noch mobilisiert, bevor die letzten 2 Hürden anstanden: der schon erwähnte Sea Fright und der Traffic Jam. Hier wurden 2 Riesencontainer gestapelt die zu bezwingen waren. Die aller letzten Stufen und noch geschwind über 3 Autoreihen gehüpft und ein letzter Sprint ins Ziel…Jetzt bin ich eine Urbanathletin!

Überglücklich und in einer passablen Zeit von 1:06h konnte ich verletzungsfrei alle Hürden meistern.
Am nächsten Tag mal in die Wertung geschaut: WOW – im Gesamten bin ich von 4000 Athleten 725. geworden und von 339 Frauen sogar 16. Da macht sich das dreimalige Training pro Woche beim Fit-Ka von Moritz Cramer (siehe Facebook) echt bezahlt.
Ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin? Wenn ich wieder so viel Glück habe und einen Freistart für Hamburg gewinne dann mit Sicherheit 🙂
Und jetzt heißt es, den Erfolg genießen und ein wenig ausruhen.

Auf einmal nur laufen?

 Ein Gastbeitrag unserer Gewinnerin des Startplatzes für den Berlin Marathon Lydia Sommerfeld aus Hamburg. Ich wünsche weiterhin alles Gute für die Vorbereitung 🙂

„Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Startplatz für den diesjährigen Berlin Marathon am 30.September 2012!”

Da habe ich den Salat. Der Plan, mir in dieser Saison keine sportlichen Ziele zu setzten und einfach nur so vor mich hinzudümpeln, ein bisschen Sport zu treiben ohne dabei den Gedanken zu haben, dass es sich um Training handelt, ist mal wieder nicht ganz aufgegangen.  Da habe ich doch tatsächlich bei dem „Parkläufer” Gewinnspiel einen Startplatz für den Berlinmarathon gewonnen. Nun heisst es, die letzten Wochen, die mir noch bleiben zu nutzen, um „den Mann mit dem Hammer”, den ich auf der Strecke erwarte, möglichst spät zu treffen.

Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich eine erfahrene Marathonläuferin bin. Die Erfahrungen, die ich auf dieser Strecke sammeln konnte beschränken sich auf die 42 km, die bei der Langdistanz im Triathlon nach den 3,8 km Schwimmen und 180 km Radfahren zu absolvieren sind. Verständlicherweise handelt es sich hier also um eher quälende Erinnerungen…

Nach dem ersten „längeren Lauf” über 2 Stunden wurde mir wieder schmerzlich ins Bewusstsein gerufen, wie lang ein Marathon ist. Als ich mit schweren Beinen und Schnappatmung wieder zuhause ankam und mir vorstellte, diese Strecke gleich nochmal laufen zu müssen, habe ich schon ein bisschen Muffensausen bekommen. Hinzu kam die Ernüchterung, wie schnell sich doch die Form der letzen Jahre abgebaut hat. Ich musste also einen Masterplan schmieden und setzte mich daran, einen Trainingsplan zu schreiben.

Ich durfte natürlich nicht von Null auf Hundert gehen. Daher plante ich 3 Laufeinheiten in der Woche ein (einen langen Lauf um die 2 Stunden, einmal Tempointervalle auf der Bahn und einen Tempowechsellauf) und ging zusätzlich noch 1 bis 2 Mal Schwimmen oder Radfahren .  Diesen Plan hielt ich in den ersten Wochen auch ein. Dann kam aber irgendwie doch meine Triathlonleidenschaft wieder durch und ich meldete mich spontan zum Bremen Triathlon an und schmiss dafür den Trainingsplan ein bisschen um.

 

So befand ich mich am Wochenende wieder an der Startlinie eines Triathlons und hatte 1,5 km Schwimmen,  40 km Radfahren und 10 km laufen vor mir.

Das Schwimmen fand in dem Hafenbecken im Europahafen statt.  Da das Wasser sehr braun und undurchsichtig war, konnte ich mich schlecht orientieren und sah neben und vor mit kaum Athleten, denen ich hinterherschwimmen konnte. Als ich aus dem Wasser kam stellte ich jedoch zu meiner  Überraschung fest, dass ich auf Platz 2 der Frauen lag.

 

Ich schnappte mir also mein Rad und konnte nach 5 km der Radstrecke die Führung übernehmen. So ging ich auch als Erste auf die Laufstrecke. Leider erlebte ich  jedoch 3 km vor dem Ziel einen Einbruch und bekam Magenkrämpfe. 2 km vor dem Ziel musste ich also meine Führung abgeben und finishte als 2. Frau.

Spaß gemacht hats trotzdem, und daher meldete ich mich für das kommende Wochenende direkt zum nächsten Triathlon am Twistesee an. Ich bilde mir jetzt einfach mal ein, dass das auch eine Art Vorbereitung für den Marathon ist. Außerdem sollte man immer das tun, woran man Spaß hat. Jetzt auf Krampf speziell für den Marathon zu trainieren und nur zu laufen, laufen, laufen  ist eben nicht mein Ding. Ich bin eben keine reine Läuferin.