Jahresrückblick 2011 – Tolles Jahr mit Verletzungsende

Zwei Tage noch, dann ist dieses mein zweites Trainingsjahr als Läufer zu Ende und somit meine Karriere als reiner Läufer! Hier mein Jahresrückblick 2011:

Doch zuerst ein bisschen Statistik:

  • 3436(!) absolvierte Kilometer
  • 450 alleine davon im August in der Marathon Vorbereitung
  • 403 Stunden unterwegs (16 Tage und 19 Stunden)
  • Durchschnittspace von 5:45 min/km
  • 337 Trainingseinheiten
  • 305.643 verbrannte Kalorien
  • Durchschnittstrainingspuls von 144 bpm
  • 17 Wettkämpfe und (fast) alle gesteckten Ziele erreicht: Sub1h30 auf den Halben und sub3h30 auf den vollen, nur die sub40 auf den Zehner kam nicht. Aber alle Zeiten im Gegensatz zum Jahr verbessert: Marathon um rund 15 Minuten und Halbmarathon um rund 7 Minuten.
    Einen 10er bin ich im Vorjahr nicht gelaufen.

Und das ganze ohne einzige Verletzung!

Wie jetzt? Da steht doch im Titel: “Tolles Jahr mit Verletzungsende”
Nun ja. Die eigentliche Saison von Januar bis Ende September also in der langen Aufbauphase bis zum Marathon, wo ich echt viel und oft trainiert hab, war gar nix! Nicht ein Zipperlein. Mein Trainingstagebuch, verzeichnet eine kleine Blase einmal Muskelkater und eine Erkältung in ganzen 10 Monaten. Aber dann, als ich angefangen habe abzutrainieren, also weniger Laufen mehr FUN und Mannschaftssport wie z.B. Volleyball, Tischtennis, Schwimmen, Taiji.

Da ging’s gleich mal los. Zweite Woche Volleyball: kleine Zerrung der Wade = eine Wochen Pause (vorsichtshalber). Direkt im Anschluss schmerzte mich dann das rechte Knie vom Volleyball und wurde ein bisschen steif. Hat sich aber nach 3-6 Wochen wieder von selbst geheilt. Aber das waren nur Vorboten, die 2 Wochen dann waren wieder OK ….

UND DANN AUS DEM HEITEREN NICHTS!

Ich war grade dabei mal testweise leichte Steigerungsläufe zu machen. Nix Anspruchsvolles. 12km von einer Pace von 6:30 bis auf ~04:00 min/km steigern. Also eigentlich nur die letzten zwei km fast im Wettkampftempo ziehen. Beim dritten Lauf dann, wo ich eigentlich die Dosis auf dem letzten KM erhöhen wollte passierte es. Ein Stechen im LINKEN KNIE. Diese Knie hat nie Mucken gemacht. Das rechte hat ja schon mal einen Riss des Innenminiskus hingelegt vor 4 Jahren, der dann operativ behandelt wurde. Ich konnte damals nicht trainieren für ein paar Monate!

OK? Schreck lass nach… was geht da jetzt… fühlt sich komisch an.

Bin dann den letzten KM halb zu Ende getrabt halb gegangen, war ja nur noch 1 km. Abends zwar noch in der Stadt gewesen, mit einer Freundin im Kino, also ein bisschen Bewegung war‘s dann doch noch 😉 Am Tag darauf, Knie steif und bei jedem Schritt AUA. Sofort zum Hausarzt, der sagte dann „Verdacht auf Riss des Innenminiskus LINKS“.

Die Killer Diagnose!

Auch wenn mir alle erzählen das geht halbwegs schnell, und mir dann mit irgendwelchen Fußballern kommen, die eine Woche nach der OP wieder rumturnen. Mit meinem letzten Riss war ich bei so einem Dr. der angeblich Spezialist ist für so was und angeblich diese Fußballer wieder hin klempnert. In so einer Privatklinik in Potsdam. Bis ich wieder Rennen konnte hat‘s trotzdem Monate gedauert. Das geplante Laufjahr wäre also hin. Also sofort in Krankenhaus zweite Meinung einholen und wenn‘s sein muss am besten gleich operieren. Auf dem Weg dahin, noch jedem menge Beileid von allen lauffreunden auf facebook abgeholt inklusive Tips für Wunderdoktoren, die sowas auch ohne OP hinbekommen. Aber dann..

Glück im Unglück!

Der zuständige Arzt, hat da an meinem Knie rungedreht und ich habe geschrien wie am Spieß. Ja bis auf einmal, da sagte ich. „Nöö, tut nicht wirklich weh.“ Woraufhin er: “Dann sieht es mir doch eher nach einer Dehnung der Innenbänder aus“. Ich: “Yeeeeah! Super! Danke!“ – Da hat er aber geschaut. Hat wahrscheinlich noch nie jemanden gesehen, der sich über eine Dehnung der Innenbänder freut als ob es Weihnachten ist. Aber ich hab ja gelernt, das Positive zu sehen, in allem noch so schlechtem. Die Sache mit den Gläsern, und so 😉

Voltaren wurde also wieder mein bester Freund. Kniebandagen haben mir die Schwellung zuerst, weggedrückt , so das meine linke Wade doch erheblich dicker erschein, aber das hat sich nach zwei Tagen wieder verflüchtigt. Nach 3 Tagen habe ich die Krücken wegegelegt

Am Tag nachdem Arzt bin ich sogar für 20min Schwimmen gegangen. Knie war dabei OK, so dass ich in den 2,5 Wochen alle 2-3 Tage für 45 min Schwimmen war und an meiner Kraultechnik gearbeitet habe. Das Knie wird auf den Treppen zum Schwimmbad, mehr belastet als im Wasser. Also auch OK. Einmal war ich für eine Stunde auf meinem neuen Fahrrad. Das war fürs Knie weniger ein Problem, als für meinen Hintern. Ich hab mich einmal in Straßenbahnschienen verfangen und hab mich bei Schritttempo voll hingesetzt. So richtig aufrecht auf den Hintern. Mir ist richtig schwindelig geworden. Aber naja, der Schmerz war zumindest nach 3 Tagen weg und hat mich vom Knie Schmerz abgelenkt.

Fazit: Als angehender Möchtegern Triathlet, wirft so eine Verletzung nicht mehr so aus der Bahn, da ich ja noch so viele andere Muskelgruppen zu trainieren habe, ohne in durch Laufentzug bedingte Depressionen zu verfallen.

Morgen ist der Sylvesterlauf und ich werde mir da mein Kostüm anziehen und die Hälfte der Strecke walken oder eben nur einen KM, wie mir dann eben so ist. Als angehender Möchtegern Triathlet, kann ich mir eben den Luxus leisten auch mal zu walken im Pfannkuchenwettkampf… als weißer Hase verkleidet J Dann sogar ganz ohne Power! Niedrige Pulsbereiche sind eh die besten für die Fettverbrennung!

FROHES NEUES LEUFJAHR!

Wie ein Frosch das Laufen lernte … Teil II

Die Angst vor bleibender Invalidität war groß! Und nach allem was ich gehört habe, ist Laufen die teuflischte Sportart die es gibt. Es schadet den Gelenken, besonders den Knien, dem Rücken sowieso und es verkürzt die Muskeln. Ausserdem bekommt man Blutarmut und man kann an Herzinfarkt sterben, weil das Sportlerherz was man unweigerlich bekommt, dann irgendwas tut wovon man stirbt halt. Und irgendwie ist das doch sowieso ein bisschen schwul, in diesen engen Klamotten durch die Gegend zu hetzen. Das waren so die die Highlights, die ich so gehört hab, wenn ich irgendwo mal erwähnt hab, dass ich jetzt Laufen gehen will. Fußball im Fernsehen zu schauen ist doch viel männlicher, außerdem kann man dabei besser Bier trinken und die Zigarette stört nicht so sehr.

ABER

Wenn das soooo schlimm ist und alle sich soooooo davor fürchten, dann muss es doch eigtl. wieder gut sein. Die Dämonen die mich beschwatzen wollten sind doch wieder nur Lakaien des dunklen Fettwanstfürtsen, der so nebenbei von der Bier-, Chips- und Schokladenmafia bezahlt wird. Ich baute dann doch darauf, dass Laufen wohl 100 Mal mehr Kalorien als das Radeln auf der schwerste Stufe meines Heimtrainers verbrennt. Und da ich nach den ersten drei Monaten des Fettzellen­vernichtungsfeldzugs ja festgestellt habe, dass mein Arsenal einer Aufstockung bedarf, habe ich dann doch die Wunder Laufschuhe aus dem Keller geholt.

Der erste Versuch

Als mein Sproß geboren wurde, hatte ich das erste Mal so einen Anfall von „Ich werde mein Leben ändern und ein besserer Mensch!“. Da bin ich zum Renners Punkt Fachgeschäft und habe mich aufs Laufband gestellt. Die sportliche und angenehm anzusehende Verkaufsangestellte hat mich mit Ihrem Lächeln und einem Haufen von Fachbegriffen zugeschüttet, so dass ich unter dieser Hypnose den Eindruck gewonnen hatte, kompetent beraten worden zu sein. Ich habe mich dann fürs zweit teuerste Modell entschieden, so viel geistige Stärke hat mein Unterbewußtsein noch ausgesandt. Passt ja! Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! So einen Leitsatz an den Füßen zu tragen ist doch die idealle Vorraussetzug für ein neues besseres Leben, dachte ich mir. Dieser Ansatz war allerdings nach kurzer Zeit vorbei. Die ersten Stiche und das Rasseln in der Lunge konnte ich mir ja noch erklären. 20 Jahre Nikotinkosum gehen ja nicht einfach so weg, zumal man es ja grade mal zum Vorsatz Laufen und Rauchen geschafft hat. Nach ungefähr 2 Wochen hat sich die Lunge dann an das Maß Sauerstoff und auch an die Region, die jetzt beansprucht wurde gewöhnt. Aber kaum bei 16km im Dauerlauf angekommen, meldeten sich die ersten Schmerzen und zwar zuerst im Schienbein un dann im Knie. Auch Einlagen und ein neues Paar Laufschuhe konnten das Problem nicht lösen und als wir dann nach Berlin zurückgezogen sind und ich in einer neuen Firma angefangen habe, wars das erstmal mit Laufen. Einmal die Woche allerhöchstens. Und dann kam ja auch noch der Innenminiskusriß. Aber zumindest hatte ich ja schon mal die Laufschuhe gekauft.

Der zweite Versuch

Ja, da standen sie also nun und warteten auf mich! Vor Jahren gekauft warteteten sie nur darauf mich in ins neue Leben zu tragen. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! Milosz wird eine besserer Mensch Teil 2. Aber ich wurde aber erstmal wieder ein leidender Mensch.

Ich steigerte langsam und behutsam von 40min immer so um 5 minuten pro Training. Alles war OK. Das Knie hielt! Ich denke die Vorbereitung auf dem Heimtrainer hat mein Knie irgendwie eingeölt und stabilisiert. Es machte auch richtig Spaß, so dass ich mein zuhause Fitnesscenter vernachläßigt habe und nunmehr 4-5 mal die Woche Laufen ging. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit war ich wieder bei 16km am Stück. Ich war wie im Rausch, da ich ja wirklich von Training zu Training die Fortschritte sehen konnte.

Dann kam mir die Idee mit dem Halbmarathon. Nach einem „2h Stunden am Stück“ Testlauf, hab ich mich auch prompt angemeldet: Berliner Halbmarathon ich komme! Zeitvorgabe keine, aber so klammheimmlich wollte ich die 2h schon unterbieten. Ich dachte mit 3 Monaten Fitnesscenter und 3 Monaten Lauftraining ist es machbar. Und sofort kamen die ersten Problemchen: Blasen und blaue Zehennägel. Und da schimmerte es mir doch langsam, das die Fachberatung damals nicht die beste gewesen sein konnte. Meine Füße habe ich dann für den Halben zutapen müssen. Es hat sich aber während des Laufs dann noch eine Blase gebildet, die dann beim Lauf aufgeplatzt ist. War das eine Befreiung. Ab km16 hatte ich solche Rückenschmerzen, das ich mich mit dem Laufstil bei den Paralympics einreihen könnte. Den HM habe ich aber geschafft. Zeit 1h57. Ich bin danach zur Physio und hab Massage und Fango Packungen für meinen Rücken bekommen. NUN WAR MEIN EHRGEIZ SO RICHTIG GEWECKT! Schaffe ich mehr? Nächster Lauf dann BIG25. 1 Woche vorher kriege ich dann eine Wadenverhärtung an der Grenze zur Zerrung. — Wieso? Ich hab doch angefangen ein bisschen zu dehnen nach dem Laufen, und sogar ohne Wippen! — Bin dann jeden Tag zur Massage gerannt, hab Tonnen von Voltaren und Kytta verschmiert und in langen Strümpfen geschlafen, Ultraschall und Reizstrom beim Fernsehen angelegt. Es hat irgendwie geholfen. Die BIG25 bin ich dann mit leichten Ziehen in der Wade ab km6 in 2:11 gerannt. Das Blasenproblem habe ich eliminiert in dem ich die zweitteuren Laufschuhe aussortiert hab, die mit dem Lächeln und den Fachbegriffen. Zehennägel hatte ich keine mehr. Sind ja alle abgefallen mittlerweile. Und die neuen wuchsen grad. Also kurzum, es ging mir wieder gut.

Der Weg ist frei für den Marathon!

Sind ja noch 4 Monate hin. Ziel Sub4h. Mittlerweile habe ich was von Gevatter Greif gehört und wie krass der ist. Und von seinem Countdown zur Bestzeit. Genau das Richtige für mich! Mittlerweile habe ich mich auch an die kleinen Zipperlien gewöhnt. Muskelkater, leichte chronische Achillesehnenreizung, aber solange das Knie nichts sagte war ich zufrieden. Die positive Wirkung des Laufens überwog all die Schmerzen. Und als Single kann man entweder auf Ü30 Partys gehen oder Laufen. Also Laufen. Ganz konsequent. Mein alter Herr ist vor einem Jahr mit über 60 seinen sechsten Marathon gelaufen, er hat sich nicht genug vorbereiten können und hat ihn trotzdem geschafft. Er konnte aber die Tage danach nicht richtig gehen, und das sollte mir NICHT passieren. Wie heisst es so schön, Marathon ist einfach, das Training ist hart! Ich hab‘s ja auch lieber die Schmerzen auf länger zu verteilen als einmal richtig doll, ist wohl auch gesünder habe ich mir sagen lassen.
So habe ich es dann auch wirklich durchgezogen. Die letzten 8 Wochen auch nach Greif’s Countdown trainiert. Bei der Generalprobe (Sportcheck HM) bin ich eine 1:36 gerannt. Das waren 21 Minuten schneller als 6 Monate zuvor. Den Marathon habe ich dann in 3:39 geschafft. Und ich war danach nicht so fertig wie ich nach dem ersten Halbmarathon war. Konnte am Tag danach fast normal laufen. Danach habe ich das Pensum für zwei Monate runtergefahren und nur 1-2 mal die Woche trainiert.

Auf ein neues! Aber besser!

Jetzt bin ich mitten im zweiten Trainingsjahr. Mittlerweile sind alle Zipperlein auskuriert. Alle falschen Schuhe aussortiert. Ich besitze quasi ein Arsenal an Schuhen, je nach Geschwindigkeit und Untergrund. Besonders gern habe ich meine Barfußschuhe mit den fünf Fingern. Ich glaube die haben mir geholfen die Achilleseheneproblematik zu eliminieren. Ich mache 1 mal die Woche Yoga als Stabilisationsersatz und weil es irgendwie cool ist. Mein Training ist jetzt auch variert und nicht mehr monoton. Ich mach mir Trainingspläne. Zwischen die großen Wettkämpfe habe ich jetzt Volksläufe eingestreut. Ich dehne, nicht immer, aber immer öfter! Ich habe den Satz „Schnell kann jeder“, endlich verstanden und gelernt langsam zu laufen. Ich habe gelernt auf den Körper zu hören, und wenn er mal nicht will dann eben mal 1-2 Wochen zu tapern und vor und nach größeren Belastungen sowieso. Ich habe einen völlig neuen Bekanntenkreis und laufe nicht mehr allein. Und wenn ich mal Bock habe, dann trinke ich ein paar Bier und rauche Zigaretten. Und die Bestzeiten sind trotzdem alle gepurzelt.

Bin ich ein besserer Mensch?

Ich weiß es nicht. Wohl eher nicht. Bin ich jetzt ich? Das schon eher.

Bin ich am Ziel? Nein. Bin ich jetzt weise, Forrest Gump oder sowas ähnliches ? Haha, das schon mal überhaupt nicht.

Es ist Juli und ich hab jetzt über 1700km in diesem Jahr gemacht, es erwarten mich noch über 1000 Traingskilometer bis zu meinem zweiten Marathon. Und ich freu mich drauf! Das ist wohl die Essenz als auch der Zauber des Ganzen! Und mehr bedarf es auch nicht!

Wünscht mir Glück!