Über Schnürsenkel am Treppchen vorbeigestolpert

Morgens 7:45 irgendwo in Deutschland. Frau Doktor streicht mir sanft aber bestimmt durchs Haar. Ich lege einen mitleidsvollen Blick auf, ich will heute nicht, ich bleib heute im Bett, ich will weiterschlafen. Aber sie bleibt gnadenlos! Du hast schon das Startgeld bezahlt, und gestern hast Du auch schon nichts gemacht! Ja, gestern hatte ich ja auch noch weniger Schlaf als heute. In den letzten 3 Tagen nicht ganz 10h, das macht im Schnitt 3h pro Tag, und ich bin weiß Gott nicht Napoleon oder so. Und der musste ja auch nur Befehle geben, und nicht selber Laufen, höchstens Reiten, naja ok, musste ich auch….
Aber heute soll‘s doch regnen, ist mein letzter Versuch. Aber das Argument wird einfach ignoriert. Ist ja auch eines echten Läufers und baldigen Triathleten nicht würdig, und so hüpfe ich aus dem Bett und tue so, als ob ich nie so motiviert war wie heute. Vielleicht kann ich das Schlafdefizit ja mit meinem vermehrten Testosteronspiegel ausgeleichen. Zudem motiviert mich Frau Doktor ja seit einiger Zeit mit Ihrem unwiderstehlichem Charme das Rauchen endlich komplett einzustellen. Und erste Erfolge zeichnen sich langsam ab. Die Orgien und Feste haben sich ja schon seit ein paar Wochen im Zaum gehalten, sonst wäre es unmöglich gewesen Frau Doktors Intimdistanz zu überwinden. In der Summe bin ich also seelisch und körperlich ausgeglichen und da spricht eigentlich nichts dagegen heute den 35. Jedermannlauf mit lächerlichen 10km zu absolvieren. Die Strecke ist größtenteils aus dem letzten Jahr bekannt, Gerald hat sich gestern schon als Motivator angekündigt und da wir beide zurzeit die AK Wertung im Berlin Cup anführen, wird das bestimmt ein nettes Läufchen. (Allerdings nur weil wir bis jetzt alle Läufe gemacht haben, und die wirklich guten Läufer, ein bis zwei weniger haben)

Die Veranstaltung ist sehr nett gemacht und gehört fest in den Frühjahrskalender, und ich will eins der Highlights auf keinen Fall verpassen: Schmalzstullen! Jedes Jahr gibt es bei diesem Lauf des VFL Tegel sehr leckere Schmalzstullen. Das Starterfeld ist mit 142 Läufern beim 10km schön übersichtlich und von Gedränge kann nicht die Rede sein. Die Waldwege auf denen man in zwei Runden die Strecke absolviert sind breit und gut befestigt. Die Steigung in der Runde über 11 Meter ist verhältnismäßig lang gezogen so dass die nicht so in die Beine gehen wie zum Beispiel der Hügel beim Pankower Frühlingslauf letzte Woche. Ich hoffe also auf eine leicht bessere Pace als letzte Woche. So ne 4:15er Pace sollte heut drin sein.

Gerald ist mit seinen Söhnen angereist und sein großer hat schon den 5km Lauf mit fulminanter Leistung auf Platz 3 beendet. Ich treff beim Einlaufen meinen alten Vereinsfreund vor 20 Jahren Erik Jahn, der nach Jahren im Fußball und einem dort erlittenen Meniskusschaden wieder zum Laufen zurückgefunden hat, und auch Marko Ast zeigt sich auf der Strecke allerdings nur zum Training. Vor dem Start spricht mich noch eine Läuferin an mit der ich im letzten Jahr an der „Im Angesicht des Marathons“ Promoaktion im Rahmen des Berliner Marathons mitgemacht habe. Das war die Sache mit der Kamera auf dem Kopf. Sie hat die Kamera wohl nach 15km abgelegt und fand das alles nicht so toll, und dies und jenes…. Vor lauter Schnack habe ich dann vergessen meine Schuhe nochmal vernünftig zuzubinden und bin zum Start geeilt.

Der Start ist pünktlich um 10:00, die Strecke diesmal wieder die angestammte und ziemlich genau vermessen, zumindest laut meinem Forerunner. Ich geh recht zügig an und brems mich auf den ersten km ein bisschen, Gerald ist nicht weit von mir und schließt nach dem ersten km zu mir auf. Ich merk das ich mich heute ganz gut fühle und so laufen ich und Gerald die ersten km schön im Gleichschritt. Ich denke wow, heute könnte es ein spannendes Rennen zwischen uns werden, da ich bei jedem km eine kleine Reserve verspüre.

Aber dann ereilt mich das Pech, bei km 5 merke ich das mein rechter Schuh immer lockerer wird. Und kurze Zeit später ist der Schnürsenkel ganz auf. Ich muss stoppen, alles wieder festziehen, Schleife, Doppelknoten… bam 15 Sekunden weg und mein Kreislauf wundert sich mal ganz stark über den abrupten Abbruch und das Zusammenfallen des Lungenvolumens in der Bückhaltung. Gerald zwar noch in Sichtweite aber ich muss ihn ziehen lassen.

Als ich wieder Anlaufe meldet sich Erik von hinten, ich lass ihn an mich rankommen und wir laufen zusammen, aber auch dies bringt mir kein Glück, weil bei der nächsten kleinen Steigung sich der zweite Schuh meldet. Hier greif ich gleich ein, bevor der Senkel ganz aufgeht. Kurz runter und nur nochmal festziehen. Also jetzt auch Erik vor mir.

 

Km 5+6+7 sind also pacemäßig versaut, da ich sie 10 bis 15 Sekunden unter dem angepeilten Pace von 4:15 laufe.

Sowohl Gerald Gruppe als auch die in der ich mit Erik war sind noch in Sichtweite aber die vorhin erwähnte Reserve ist nicht mehr fühlbar. Ich bin aber wieder in einer so um die 4:19 unterwegs, was auch die Durchsschnittspace für den heutigen Lauf ergibt.. So geht es die letzten drei km bis zum Schluss. Und ich laufe mit einer offiziellen 43:17 ein. Mein Garmin hat beim ersten Halt die Autosstopfunktion ausgelöst und zeigt 43:03 an, so dass ich ziemlich genau weiß dass der erste Schnürsenkel 14 Sekunden gekostet hat.

Erik ist mit einer glatten 43:00 eingelaufen und Gerald mit einer 42:32 auf Platz 3 in der AK und damit wieder auf dem Treppchen. Ja das war im Bereich des machbaren.

War aber trotzdem ein schöner Lauf und wäre vielleicht noch ein schöner geworden, wenn ich nicht über meine Schnürsenkel gestolpert wäre. In dieser Woche kommen jetzt zwei Paar FLEXY LOCK LACES, elastische Schnürsenkel die ich für meinen ersten Triathlon brauche an. Sowas wird mir also nicht nochmal passieren!

Ich will doch endlich auch mal aufs Treppchen! 😀

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Endlich entspannt am Ziel …

Was ist das für ein schönes Wetter gewesen am Sonntag letzter Woche! Sonnenschein und morgens eine kühle Frische bei Temperaturen von 7 – 9°C. Ideal um eine kleine Tempoeinheit nach der Regenerationsphase des Marathons zu machen. Nach dem Höhepunkt des Jahres beim Berlin Marathon bin ich ja ins extensive Alternativtraining gegangen. Auch wenn ich weiterhin fast jeden Tag sportlich aktiv war, so habe ich mich im Oktober eher dem Fitness, Schwimmen, Volleyball, Tischtennis, Tai Chi und “nur” 140 Laufkilometern gewidmet. Die Trainingsbelastung ist damit um über ein Drittel reduziert im Gegensatz zur Marathonvorbereitung.

So habe ich also am Zehlendorfer Crosslauf teilgenommen. 10km in zweieinhalb Runden rund um die Rodelbahn bei Onkel Toms Hütte. Insgesamt 5 Anstiege a ungefähr 10 Meter sind sicherlich nicht so anspruchsvoll wie der Lübarser Zugspitzlauf aber ein flaches Rennen ist es damit eben nicht.

Die Waldwege taten Ihr übriges um weitere Ambitionen gering zu halten. Aber ein Spaßlauf muss ja auch mal sein! Zumal es diese Veranstaltung im nächsten Jahr nicht mehr geben wird. Mit dem 50sten mal ist Schluss. Schön für mich auch mit diesem Lauf den diesjährigen Berliner Läufer Cup zu beschließen, da ich heute am Crosslauf Friedrich Ludwig Jahn nicht mehr teilgenommen habe.
In der Gesamtwertung des Berliner Läufer Cups stehe ich jetzt “noch” auf Platz 5 und da zwei Konkurrenten letzte Woche nicht teilgenommen haben, Ist mir Platz 6 sicher. Am Anfang des Jahres habe ich Platz 5 anvisiert und nun hängt es davon ab, ob einer meiner Konkurrenten heute dabei war. Da er ein Lauf weniger hatte, ist er bei einer Teilnahme eh an mir vorbei, so dass mir für heute nur das Abwarten aus der Ferne blieb. Ich bin jedoch mit dem Ergebnis sei’s Platz 5 oder 6 sehr zufrieden. Die Gesamte Berlin Cup Serie ist eine sehr schöne Sache mit abwechslungsreichen Läufen, die ich nächstes Jahr auch einplanen werde.

Der Lauf ist schnell erzählt. Start ist in der Mitte der Rodelbahn und man läuft also schnell an, da es Berg ab geht. Am Ende der Rodelbahn verengt es sich arg, so dass maximal zwei Läufer nebeneinander Platz haben. Größere Staus gab es aber nicht wirklich. Danach wie gesagt eine kleine und zwei große Runden, die auf der Rodelbahn münden. Habe beschlossen im oberen Wohlfühlbereich zu laufen. Also schon hart aber eben nicht voll. An den Bergen soweit Härte rausnehmen, dass der Puls stabil bleibt und Berg runter laufen lassen. So kam es auch dass ich KM zwei in 3:35 abgerissen habe. Allerdings ist das auch der Kilometer der direkt nach der ersten Steigung beginnt und am Ende der Rodelbahn mündet. Also keine Kunst ;-). Nach den zwei weiteren Runden, die bis zum Huttenweg führten bin dann mit 42:26 offiziell eingelaufen. Der Lauf war dann auch zu meiner Zufriedenheit ohne größere Substanzverluste abgeschlossen.

Lauffreund Oli hat beim Berlin Cup in der nächsthöheren Altersklasse noch Aussichten auf Platz zwei, so dass er doch noch Intervall und Tempotraining in letzter Zeit absolviert hat. Er war 1:15 schneller. Bei der Asics Grand10 hat er eine gute Sub40 gezogen, so dass ich in dieser Relation sogar sehr zufrieden war mit meinem Ergebnis. Platz 44 in der Gesamtwertung und 6ter in der AK M35.

Bei der Abschlusstombola habe ich sogar noch eine Sporttasche von “James Bond” ergattert. Aber erst nachdem die meisten aufgerufenen nicht mehr da waren. Da haben ich und Oli dann unsere Startnummern hochgehalten und “Schwups, so ein Zufall” hat uns das Los getroffen :-).
Für mich geht’s jetzt in drei Wochen zum letzten ernsten Wettkampf in diesem Jahr. Die Berliner Marathon Staffel mit den Running Twins & Friends. Bis dahin werde ich aber in dem alternativen Trainingsmodus bleiben und evtl. eine Laufeinheit mehr machen. Also max 3-4 pro Woche, statt wie jetzt 2. Da ich nächstes Jahr mich an meinem ersten Volkstriathlon versuchen möchte ist es die ideale Zeit um Kraultechnik zu üben und die übrigen durchs Laufen vernachlässigten Muskelgruppen zu trainieren Wie ich beim Crosslauf gesehen habe, tut es der Form keinen großen Abbruch und Spass macht das Alternativtraining auch!

So kann man doch ein gutes Laufjahr abschließen! 🙂