3 auf einen Streich – mein erster Triathlon!!!

Mein erster Triathlon! Genauer gesagt Volkstriathlon, Jedermenschtriathlon oder auch Sprintdistanz. Aber jeder der jetzt denkt, das würde heissen er steht eben mal von der Couch auf und macht morgen Triathlon in der Sprintdistanz, der irrt. Nicht dass die einzelnen Distanzen eine große Herausforderung wären. 750m Schwimmen, 20km Radfahren, 5km Laufen…. Jeder Mensch der sich, auch wenn er sportlich zuvor nicht aktiv war, von der Couch erhebt und zwei Monate lang 3 mal die Woche eine der Disziplinen übt, wird ohne Problme die jeweilige Distanz schaffen. Der Trick ist aber, alle DREI Disziplinen zu beherschen. Und ich glaube nicht, dass da schon ein Jedermensch dafür in Frage kommt. Das ist eher ein Jedermensch mit nicht nur einem Willen und einer ausgeprägten Bereitschaft sich zu quälen, das setzt ja jegliches Training eh schon voraus, sondern auch jemand der sich konsequent mit seinen Schwächen auseinander setzten kann und will.

Aller Anfang ist schwer

Die aktiven Sportler unter uns wissen das. Als wir angefangen haben, da hat am Anfang erstmal alles wehgetan. Der Körper schickt am Anfang Signale, die den Geist überreden sollen das gefälligst zu lassen, was man da grade tut. Das kostet ja Kraft und Energie!. Der Geist ist willig aber der Körper ist schwach! Und so versucht der Körper den Geist erstmal zu überrumpeln und benimmt sich wie eine Diva, die ohnmächtig wird beim Anblick einer Maus.

Bei vielen klappt das auch. Die glauben dann, dass das Rasseln in der Lunge, die Knie und Rückenschmerzen am Anfang definitiv pathologisch sind. Die besuchen dann noch ein paar Ärzte, die Ihnen naturgemäß für den Anfang folgendes Raten: „Machen Sie doch nicht so schnell“, Machen Sie ein bisschen Weniger“, „Machen Sie doch auch was anderes“. Wenn Sie Pech haben finden sie einen der ihnen noch diagnostiziert, dass das eine Bein kürzer ist als das andere, sie doch Übergewicht haben, die Bänder nicht mehr so elastisch sind wie in jungen Jahren, oder notfalls, dass sie blond sind und zu helle Haut haben und deswegen leicht Sonnenbrand kriegen. Aus diesem Mix wird dann oft ein: „Ich kann kein Sport machen, weil…“, ordentlich gewürzt mit einem „und ich habe keine Zeit für Sport, weil…“

Alles nicht so schlimm!

Nun ja, die die es aber trotzdem da durch schaffen und den Weg des Lichtes einschlagen, die merken in den meisten Fällen handelt es sich dabei eher um Anpassungsschmerzen, die man mit der Zeit quasi einfach wegtrainiert. Und das Schöne dabei ist, mit jeder neuen Belastungsform, kommen die Anpassungsbeschwerden wieder. Und das ist auch gut so! Denn der Schmerz zeigt uns, dass mit uns was passiert. Dass da grade was umgebaut und verbessert wird. Diese neue Baustelle nimmt der Geist sofern er es nicht gewohnt ist eben erstmal als Schmerz wahr.
Also ist es der doch der Geist der schwach ist!
In meinem Fall, kämpft der Wunsch nach einem Triathlon Finish mit der Faulheit den mühsamen Weg der Anpassung zu beschreiten.

Genau auf diese Anpassungen habe ich zwangsweise verletzungsbedingt wieder Lust bekommen, und bin auf TriTraining umgestiegen. Ich hatte ja in meinem letzten Beitrag darüber berichtet, was für ein toller Schwimmer ich bin, und muss an dieser Stelle nun auch leidlich erwähnen, dass ein beonders toller Radsportler in mir auch nicht geboren wurde. Es gibt schon einen Grund warum  ich zuerst wieder mit dem Laufen begann.

Die Gefahr fährt mit … als Autofahrer!

Zum einen ist Radfahren schon mal total gefährlich und zweitens teuer. Zwei Dinge die ein am Leben hängender Geizkragen wie ich schon mal gar nicht mag. Dank ebay konnte ich den Schotten in mir ruhig stellen, und das mit der Gefahr .. naja, man gewöhnt sich dran. Aber an dieser Stelle möchte ich einmal an alle Autofahrer appelieren, nicht wie wild gestikulierend zu hupen! Geschweige denn mich oder andere Rennradler auf Bundesstraßen abdrängen zu wollen, nur weil vermeintlich daneben ein Gehweg sei, auf dem auch Radfahrer Platz hätten und deswegen dort fahren sollen. Auch wenn Ihr es nicht glauben mögt, wir sind auf der Strasse in der Regel besser dran als auf dem Radweg. In der Tat nicht nur schneller, sondern auch sicherer! Eine Meldung des Polizeipresidenten dazu gibt es hier!

Die letzte Woche mit Schwung

Nachdem ich mich also Schwimmtechnisch eingermaßen über Wasser halten konnte, und das Radtraining der letzten Monate mir zumindest bescheiningte, dass ich am Berg zwar fast aber eben nur fast schieben muss, gings mit neuen Vorsatz in die Woche. In diesem Jahr sollte es ja vier Traithlons für mich geben. Zwei Sprints, einmal olypmpisch und dann wieder Sprint, weil der Berlin Marathon naht. Aber noch bevor ich überhaupt meinen ersten Volkstriathlon hinter mich gebracht habe, setzte ich ein neues Ziel für diese Saison und habe beim BerlinMan vom der Sprintdistanz auf Mitteldistanz umgemeldet. Der Berlin Marathon rückt damit eher in die Zone der nicht besonders hohen Wahrscheinlichkeit und gibt das aktuelle Kniebefinden wieder. Marathonvorbereitung und lange Strecken über 25km sind läuferisch für mich nicht drin.

Steglitzer Volkslauf

Der Kurs auf das Triathlonland ist damit eingeschlagen, die Aufregung groß und das Training wurde intensiviert. In der Woche vor dem Berlin Triathlon, habe ich am Mittwoch noch nach einer gemütlichen 25km Radeinheit beim Steglitzer Volkslauf über 6km mitgemacht. Mehr als Tempoeinheit denn als echten Wettkampf, aber das Soll habe ich mit einer 4:11er Pace gut getroffen. Am nächsten Tag dann Koppeltrainig, dann ein Ruhetag und direkt am Tag zuvor noch den Seeburger Wald und

Seeburg Wald&Wiesen

Wiesenlauf quasi um die Ecke wieder als kleine Tempoeinheit bestritten. Frau Doktor hat dort übrigens den ersten Platz unter den Frauen gemacht und auch ich hätte eiegentlich den Gesamtsieg rauslaufen müssen, aber irgendwie wollte der Körper grad nicht. Eine Pace von 4:29 auf 5,3km bei ziemlicher hoher Herzfrequenz lässt darauf schliessen, dass ich schon im Tri Modus war, und der Körper grade Energie sammeln wollte. Klar, eine kleine ruhige 25km Radeinheit gabs auch hier noch eine Stunde vorher.

Der Tag der Wahrheit

Man mag jetzt meinen, wo bleibt das Tapering vor dem Wettkampf?
Nun, das Ziel war ja Erfahrungen sammeln und mit der Mitteldistanz Anfang September wird es zwei große Zacken härter, daher die eher hohe Belastung in der Gesamtwoche. Dafür wurden die Wettkämpfe inklusive des Tris wie gesagt eher als härtere Trainingsineheiten gelaufen. Und ich habe mir zu Frau Doktors Verwunderung keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn mich jemand überholt hat.
Einfach den Motor anwärmen und unter diesem Motto die Nervosität und Spannung rausnehmen. Frau Doktor hat am Morgen des Tris noch die Restspuren der verbliebenen Angespanntheit abbekommen, als sie in der Tat meinte, sie könne nachdem sie mich abgesetzt hat, doch später mit meinem Wettkampfrad vom Parkplatz zur Wechselzone radeln. Ich fand das natürlich eine ganz tolle Idee!

Du bist nicht allein

Im Gegensatz zu mir, haben sich auch noch Nadin, Gerald und Alexander für die olympische Distanz gemeldet. Sie starteten in Welle 1, schon um 10:00 Uhr. Ich musste mit Jeanette erst um 12:25 ran. Genug Zeit um die Freunde anzufeuern.

Gerald war ganz mutig bei 17° Wassertemperatur ohne Neopren ins Wasser gestiegen ist dafür sehr solide geschwommen, hat sich dann großartig an eine schnellen Gruppe auf dem Rad festgesaugt und belegte nach einer ordentlichen Laufleistung Platz 68 in der Gesamtwertung und 11ter in der Altersklasse. Da es sein erster Tri war, Gratulation für das hervorragende Ergebnis von dieser Stelle!

Nadin habe ich beim Schwimmen leider nicht gesehen und sie erst auf der Radstrecke entdeckt, wo sie einsam ohne Windschatten Ihre Runden drehte, als schnellste Frau lief und zum Schluss als zweite in Ihrer AK finishte! Auch hier ein ThumbsUp für die tolle Leistung!

Alexander wie üblich in einer überragenden Zeit aus dem Wasser gekommen, hat leider eine Runde zuviel auf dem Rad gedreht und finishte dann als 42ter in der Gesamtwertung und 7ter in der AK. Was wäre nur möglich gewesen wenn!

Jetzt bin ich dran!

Die Läufe der anderen konnte ich nicht mehr bejubeln, da ich mich schon fertig machen musste. Neo anziehen und dann stellte sich mir die erste Erfahrungsfrage: Wie macht man sich vor einem Triathlon eigentlich warm? Du hast ja schon den Neo an! Du kannst Dir ja noch die Schuhe kurz anziehen und ein paar Meter laufen, aber 15min vorher ist ja noch die Pflichteinweisung. Das macht also keinen Sinn. Nach der Einweisung ein paar Meter Laufen und dann die Schuhe zurück in den Wechselgarten bringen, ist auch grob fahrlässig für das Nervenkostüm. Jaenette wusste es auch nicht besser, also mussten wohl ein paar Meter einschwimmen reichen. Die Einweisung habe ich sowieso nicht ganz mitbekommen, war da schon im Tunnel. Nur soviel. Windschatten ist erlaubt, aber nur geschlechterwiese. Also Mann hinter Mann und Frau hinter Frau.

Dann ging es ins Wasser und warm war es in der Tat nicht wirklich. Ich fühlte mich ein bisschen and en Hechtsprung erinnert.

Runterzählen und los gings!

Was für ein Getummel und ein Gedränge! Dabei bin ich doch schon aussen gestartet. Ruhig bleiben! Erster wirst Du eh nich, so bin ich allen kämpferischen Auseinandersetzungen möglichst aus dem Weg gegangen und versuchte ruhig mein Ding durchzuziehen. Hab mich so ganz gut an den anderen Schwimmern orientiert und bin auch fast ganz ohne extra Schlenker und Kurven ausgekommen! Ich schwamm fast komplett ohne Beineinsatz und nach einer ¾ tel Runde wurde ich warm und begann an den anderen Schwimmern langsam vorbeizuziehen.
WOW! Was für ein Unterschied zum Hechstprung! 🙂
So komme ich als 82ter von 294 Athleten aus dem Wasser und betrete bei 0:15:59 die Wechselzone. Im Augenwinkel sehe ich noch meinen Sohn und seine Mutter mir zujubeln aber da bin ich auch schon vorbei.

Der erste Wechsel klappt erstaunlich gut, der Neo klemmt Vaseline sei Dank gar nicht. Startnummer, Schuhe und Helm sind auch schnell drangemacht. Insgesamt verbringe ich laut meiner Uhr 2 Minuten 14 in der Wechselzone. Inklusive Lauf zu und vom Platz (c.a. 200m).

Beim Austritt aus dem Wechselgarten stoße ich jedoch mit einem anderem Athleten zusammen, der aus unerfindlichen Gründen auf einmal im Stehen in seine Cleats einsteigen will. Ich frage mich warum er mich dann vorher abgedrängt hat. Die Radrunde beginne ich auch ruhig und befasse mich erstaml mit meiner Technik. Hab meinen Garmin auf automatischen Multisport mit Wechselzeitmessung gestellt, und wohl irgendwo eine Taste falsch oder zuviel gedrückt. Nach einem Kilometer Rumspielerei nebenbei auf dem Rad, steht da auf dem Display “mit dem Laufen beginnen”, und so wird der anschliessende Verlauf des Rennens als Lauf aufgezeichnet. Kann ich ja hintterher noch in Sporttracks nacheditieren.

Ich finde auf der zweiten Runde in einem mit ordentlichen Waden ausgestatten Radler (Heiko steht auf seiner Startnummer) einen geeigneten Partner, um mich in der Führungsarbeit abzuwechseln. Und so sausen wir über die Runden. Und vor allem wir überholen! Mann macht das Spass! Klar werden wir auch überholt, aber die sehen ja schon nach Mega Profi aus ;-).

In Runde zwei drängt mich ein Vorausfahrender mit angekündigtem Handzeichen kurz vor der Kurve ab, bremst aber in der Kurve so stark, dass ich ihn fast mitnehme und es mir nicht verkneifen kann ihm zu sagen, ob das Manöver wirklich notwendig war. Er macht dann 200Meter die Führugsarbeit und muss dann wieder abreissen lassen. Danke an dieser Stelle nochmal…

In Runde drei bemerke ich, dass sich hinter mir ein Rad festgesaugt hat, dass mir und Heiko die Führungsarbeit überlässt und sich ansonsten damit begnügt als zweiter unserer Gruppe zu fahren. Ich halte das nicht für fair und lass mich neben ihn fallen und sage, „Ej mach mal auch ein bisschen Pace!“ Muss aber bemreken, dass es sich bei Ihm um eine Sie handelt. Sie sagt, sie ist nicht so schnell, und wir werden nicht zufrieden sein…. Von wegen! Sie führt uns kurzerhand an den nächsten schnell Fahrenden heran und so sind wir dann in der letzten Runde zu fünft. Sie hängt da wieder hinten dran. (soviel zur M/W Windschattenregel). Meine Beine haben kräftemäßig schon ein bischen gelitten und ich halte mich jetzt bei der Führungsarbeit zurück. Auf den letzten 200 Metern lasse ich rollen, zeige an dass ich in die Wechselzone ausschere und ziehe mir BEIM FAHREN DIE SCHUHE AUS! Ja, diesen Trick habe ich bei youtube bei Profis abgeschaut! 🙂

In der Wechelzone brauche ich diesmal gefühlt länger. Muss was trinken, das Rad will nicht in den Ständer, der Helm torkelt davon und ein Schuh ist beim Absteigen vom Rad vom Pedal gerissen. Und irgendwie kann ich mir nicht schnell genug die Schuhe anziehen. Klar! Ich habe ja das Puder vergessen. Wieder so ein Trick von den Profis 😉

Es geht durch die Wechselzone auf die Laufstrecke. Die Beine sind schwer und geschwollen. Irgendwie nicht Teil meines Körpers, aber sie laufen von alleine. Ich erinnere mich an mein Credo: Erstmal ruhig machen!
Der Puls ist wunderbar, Atmung ok. Ich werde langsam immer schnller weil das Gefühl zurück in die Beine kommt. Nach 3km bin ich im gewohntem Renntempo und werde immer schneller. Und ich überhole wie am Stück! Bei km4 beisst sich ein schwer Schnaufender an mir fest, aber ich ziehe locker davon. Bei km 5 kurzt vor dem Ziel stehen wieder der Sohnemann und seine Mutter, so dass ich mit Julius abklatschen kann.
Und dann ist da das Ziel.
Ich beschliesse den Einlauf zu geniessen. Ganz easy einlaufen, alles schön. Der Schnaufer ist wieder hinter mir und aktiviert alles was er hat. Ich lächele, ich bin gut drauf und lass ihn vorbeiziehen. Diese Mühe muss belohnt werden. Für mich ist grade Weltfriedenstag 🙂 Im Ziel klappt er halb um, ich klopf ihm auf die Schulter und sage „Gut gemacht!“. Nadin steht auch im Zielbereich, und sogleich gibt es das erste Schwätzchen. Und da ist schon der Sohn und will in Arm genommen werden.

Ich fühle mich SUUUUPER!

Ich laufe als 72ter von 292 ein und bin 12ter in meiner Altersklasse.

Gesamtzeit          1:12:22
Schwimmen        0:15:59( 82 )
Rad                       0:34:12( 96 )
Laufen                  0:22:11( 59 )

Fazit:

Triathlon ist einfach geil!

In zwei Wochen wieder! Dann ein bisschen ernsthafter im Spreewald. Wieder ein Sprint.

Lauf-Staffel von Berlin nach Kostrzyn

Als Andreas vom startblog-f mich im April fragte, ob ich bei der Staffel anlässlich der EM von Berlin nach Kösrzyn mitmache habe ich spontan zugesagt.

Vor eineinhalb Wochen war es soweit und an dieser Stelle findet Ihr meinen Bericht zu meiner Etappe.

Hier der finale Zieleinlauf

 

Und ein paar Extra Bilder in 3D anaglyph
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Und sonstige Schnappschüsse

Über Schnürsenkel am Treppchen vorbeigestolpert

Morgens 7:45 irgendwo in Deutschland. Frau Doktor streicht mir sanft aber bestimmt durchs Haar. Ich lege einen mitleidsvollen Blick auf, ich will heute nicht, ich bleib heute im Bett, ich will weiterschlafen. Aber sie bleibt gnadenlos! Du hast schon das Startgeld bezahlt, und gestern hast Du auch schon nichts gemacht! Ja, gestern hatte ich ja auch noch weniger Schlaf als heute. In den letzten 3 Tagen nicht ganz 10h, das macht im Schnitt 3h pro Tag, und ich bin weiß Gott nicht Napoleon oder so. Und der musste ja auch nur Befehle geben, und nicht selber Laufen, höchstens Reiten, naja ok, musste ich auch….
Aber heute soll‘s doch regnen, ist mein letzter Versuch. Aber das Argument wird einfach ignoriert. Ist ja auch eines echten Läufers und baldigen Triathleten nicht würdig, und so hüpfe ich aus dem Bett und tue so, als ob ich nie so motiviert war wie heute. Vielleicht kann ich das Schlafdefizit ja mit meinem vermehrten Testosteronspiegel ausgeleichen. Zudem motiviert mich Frau Doktor ja seit einiger Zeit mit Ihrem unwiderstehlichem Charme das Rauchen endlich komplett einzustellen. Und erste Erfolge zeichnen sich langsam ab. Die Orgien und Feste haben sich ja schon seit ein paar Wochen im Zaum gehalten, sonst wäre es unmöglich gewesen Frau Doktors Intimdistanz zu überwinden. In der Summe bin ich also seelisch und körperlich ausgeglichen und da spricht eigentlich nichts dagegen heute den 35. Jedermannlauf mit lächerlichen 10km zu absolvieren. Die Strecke ist größtenteils aus dem letzten Jahr bekannt, Gerald hat sich gestern schon als Motivator angekündigt und da wir beide zurzeit die AK Wertung im Berlin Cup anführen, wird das bestimmt ein nettes Läufchen. (Allerdings nur weil wir bis jetzt alle Läufe gemacht haben, und die wirklich guten Läufer, ein bis zwei weniger haben)

Die Veranstaltung ist sehr nett gemacht und gehört fest in den Frühjahrskalender, und ich will eins der Highlights auf keinen Fall verpassen: Schmalzstullen! Jedes Jahr gibt es bei diesem Lauf des VFL Tegel sehr leckere Schmalzstullen. Das Starterfeld ist mit 142 Läufern beim 10km schön übersichtlich und von Gedränge kann nicht die Rede sein. Die Waldwege auf denen man in zwei Runden die Strecke absolviert sind breit und gut befestigt. Die Steigung in der Runde über 11 Meter ist verhältnismäßig lang gezogen so dass die nicht so in die Beine gehen wie zum Beispiel der Hügel beim Pankower Frühlingslauf letzte Woche. Ich hoffe also auf eine leicht bessere Pace als letzte Woche. So ne 4:15er Pace sollte heut drin sein.

Gerald ist mit seinen Söhnen angereist und sein großer hat schon den 5km Lauf mit fulminanter Leistung auf Platz 3 beendet. Ich treff beim Einlaufen meinen alten Vereinsfreund vor 20 Jahren Erik Jahn, der nach Jahren im Fußball und einem dort erlittenen Meniskusschaden wieder zum Laufen zurückgefunden hat, und auch Marko Ast zeigt sich auf der Strecke allerdings nur zum Training. Vor dem Start spricht mich noch eine Läuferin an mit der ich im letzten Jahr an der „Im Angesicht des Marathons“ Promoaktion im Rahmen des Berliner Marathons mitgemacht habe. Das war die Sache mit der Kamera auf dem Kopf. Sie hat die Kamera wohl nach 15km abgelegt und fand das alles nicht so toll, und dies und jenes…. Vor lauter Schnack habe ich dann vergessen meine Schuhe nochmal vernünftig zuzubinden und bin zum Start geeilt.

Der Start ist pünktlich um 10:00, die Strecke diesmal wieder die angestammte und ziemlich genau vermessen, zumindest laut meinem Forerunner. Ich geh recht zügig an und brems mich auf den ersten km ein bisschen, Gerald ist nicht weit von mir und schließt nach dem ersten km zu mir auf. Ich merk das ich mich heute ganz gut fühle und so laufen ich und Gerald die ersten km schön im Gleichschritt. Ich denke wow, heute könnte es ein spannendes Rennen zwischen uns werden, da ich bei jedem km eine kleine Reserve verspüre.

Aber dann ereilt mich das Pech, bei km 5 merke ich das mein rechter Schuh immer lockerer wird. Und kurze Zeit später ist der Schnürsenkel ganz auf. Ich muss stoppen, alles wieder festziehen, Schleife, Doppelknoten… bam 15 Sekunden weg und mein Kreislauf wundert sich mal ganz stark über den abrupten Abbruch und das Zusammenfallen des Lungenvolumens in der Bückhaltung. Gerald zwar noch in Sichtweite aber ich muss ihn ziehen lassen.

Als ich wieder Anlaufe meldet sich Erik von hinten, ich lass ihn an mich rankommen und wir laufen zusammen, aber auch dies bringt mir kein Glück, weil bei der nächsten kleinen Steigung sich der zweite Schuh meldet. Hier greif ich gleich ein, bevor der Senkel ganz aufgeht. Kurz runter und nur nochmal festziehen. Also jetzt auch Erik vor mir.

 

Km 5+6+7 sind also pacemäßig versaut, da ich sie 10 bis 15 Sekunden unter dem angepeilten Pace von 4:15 laufe.

Sowohl Gerald Gruppe als auch die in der ich mit Erik war sind noch in Sichtweite aber die vorhin erwähnte Reserve ist nicht mehr fühlbar. Ich bin aber wieder in einer so um die 4:19 unterwegs, was auch die Durchsschnittspace für den heutigen Lauf ergibt.. So geht es die letzten drei km bis zum Schluss. Und ich laufe mit einer offiziellen 43:17 ein. Mein Garmin hat beim ersten Halt die Autosstopfunktion ausgelöst und zeigt 43:03 an, so dass ich ziemlich genau weiß dass der erste Schnürsenkel 14 Sekunden gekostet hat.

Erik ist mit einer glatten 43:00 eingelaufen und Gerald mit einer 42:32 auf Platz 3 in der AK und damit wieder auf dem Treppchen. Ja das war im Bereich des machbaren.

War aber trotzdem ein schöner Lauf und wäre vielleicht noch ein schöner geworden, wenn ich nicht über meine Schnürsenkel gestolpert wäre. In dieser Woche kommen jetzt zwei Paar FLEXY LOCK LACES, elastische Schnürsenkel die ich für meinen ersten Triathlon brauche an. Sowas wird mir also nicht nochmal passieren!

Ich will doch endlich auch mal aufs Treppchen! 😀

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Saisonbeginn – Rock im Britz!

Sonntag morgens 07:30, Deutschland, Berlin, Pankow an der Grenze zum Prenzlberg. Es klingelt an der Tür. Des Sohnes Mutter erscheint wie üblich überpünktlich um die Frucht meiner Lenden wieder zu sich zu nehmen. Wenn man sich 20 Jahre kennt, muss man zum Glück nicht mehr viel miteinander reden, vor allem nicht morgens, vor allem nicht nach einer Ehe auch wenn man sich (nur) noch sympathisch findet… oder eigentlich grade deswegen.

Ich wanke mit einer Banane in der Hand und einem Ingwertee mit Zitrone in der anderen zum PC, das nennt sich bei mir Frühstück. Oooh wie geil, Sohnemann hat das Müsli nicht aufgegessen und die Milchschnitte übriggelassen. Während ich gefühlten Mundraub an meinem Sohn begehe poste ich schnell auf facebook.

Saisonbeginn
„boah eh… erster Wettkampf in diesem Jahr. Obwohl ich den eh nur als Trainingsläufchen mache, habe ich grade mal zwei Stunden geschlafen heute Nacht. Vielleicht hätte ich doch nicht bis 6 Uhr morgens abrocken sollen am DO. Mein Biorhythmus hat sich noch nicht zurückgestellt vom Partymode!“

Jetzt seien wir ehrlich, wenn man sich seit drei Monaten mit einer Innenmeniskusläsion rumschlägt, und nicht viel laufen kann, muss man sich andere Annehmlichkeiten suchen. So ein Rocker Singleleben hat Vorteile und Nachteile. Die süße kleine vom Donnerstagabend gehört zu den Vorteilen. Mit zwei Stunden Schlaf alleine auf dem Moped bei 3°C zu meinen ersten quasiparalympischen Wettkampf ihn diesem Jahr zu fahren, dann zu den Nachteilen.

Es ist ja auch noch am Anfang der Saison, und so nehme ich mir vor am heutigen Tag unter 50min zu bleiben. Bei grade mal 12 Laufeinheiten und 140 Kilometern IN DIESEM JAHR, also in zwei Monaten (sowas mache ich in der Marathon Vorbereitung in einer Woche), kann man die Erwartungen nicht tief genug stapeln. Sub45 wäre schon spitze. Mein erster „Tempotest“ in diesem Jahr vom Dienstag (6*400m im 4:10 Pace) lässt mich aber auch vor dieser Zahl fürchten. Irgendwelche Flashbacks vom letzten Jahr in Form sub40 werden sofort als Halluzination aus dem Kopf verbannt!

Zu Hause noch schnell eine Voltaren eingeschmissen, damit man das Knie nicht so merkt und vor lauter Doping dann den Garmin Brustgurt zu Hause vergessen. 30Minuten brauche ich bei ergrautem morgendlichem Wetter in den Britzer Garten. Zum Glück habe ich drei Paar Handschuhe mitgenommen, es ward arg kalt auf den leeren Straßen. Aber kaum angekommen wurde mir doch wieder warm ums Herz, und mir wurde wieder bewusst warum es so schön ist Läufer zu sein. Diese Horden von aktiven netten fitten Menschen verströmen einfach gute Laune.

Und gleich am Anfang auf Laufkumpel Oliver Spohn getroffen, wir sind jetzt in einer AK, er ist jetzt also eine liebgewonnene Konkurrenz. Kurzes Einlaufen, er ist jetzt beim SCC, trainiert in der Leistungsgruppe… Grmpf!
Aber er hat gestern ein nettes Abendesen gehabt, wo es auch „Wein“ gab. Na also, geht doch! Ich sag, ja er ist mir sehr sympathisch!

Danach Augen aufgesperrt und nach Bloggerfreunden Marek, Nadine, Andreas und Gerald Ausschau gehalten. Nochmal kurz mit Nadin einlaufen und auf die Tränendrüse gedrückt, Knie aua, Trainingsrückstand, etc. und so. Ja, Männer sind wehleidig, und ich bin da ein Prachtexemplar!
Wenigstens konnte ich ein bisschen mit meiner neuen Laufuhr protzen. Ist ja quasi auch der Ferrari unter den Laufuhren. — Nein, ich kompensiere hier nichts! Ich brauch das Ding wirklich!

Vor dem Start beim Pinkeln noch Christian Karbe getroffen, na da sind wir doch wieder alle beieinander! 🙂
Und schon ging‘s los! Ganze drei Meter war ich vor Marek, und dann vermeinte ich nur noch Staubwolke zu sehen. Der hat so eine Traumform grade! War sogar schneller als Christian heute! Alle Achtung.


Da ich ja meinen Pulsgurt vergessen hatte, musste ich also rein nach Körpergefühl laufen, so sagte ich mir ständig langsamer, langsamer, weil die Uhr auf dem ersten km eine Pace von 4:11 anzeigte, aber das war wohl die Wirkung von der zweiten Voltaren, die ich noch beim Einlaufen eingeschmissen habe. KM zwei und drei waren dann wieder normal.
Bei km drei, lächelt mich ein hübsches Gesicht von der Seite an:
Nadine: “Wolltest Du nicht langsamer laufen?” – Ich: “Mach ich doch, Du überholst mich doch grade …” –> Super! War ich doch gleich wieder demotiviert und mein Puls war auch ganz durcheinander! 😛
Einen KM lang versuche ich Nadin zumindest in Sichtweite zu halten, dann geb ich es auf.
KM5, nach dem Bergchen, lächelt mich das zweite Gesicht an. Diesmal von der anderen Seite. Gerald: „Was geht? Warum so langsam“ Ich sag nix, glaube ich … oder auch „$#§?µ&%“!
KM8, ein blinder Läufer zieht mit seinem Guide an mir vorbei. Der Guide sagt, „Da ist einer in schwarz, den holen wir uns noch!“ Da sag ich schon gar nix mehr. Da kann ich nicht mehr sprechen! Aber Hochachtung habe ich!
Auf dem letzten KM hole ich noch alles raus was geht, verliere aber wieder gegen den nächsten der dagegenhält.

Dann Ziel: Uhr sagt 43:16. Na, das rocked doch! Nadin ist seit zwei Minuten im Ziel, Gerald seit einer.
Im Vergleich zum letzten Jahr, wo ich zwar mit einer Erkältung gelaufen bin, aber schon zwei Monate gut im Training war, sogar eine Minute schneller.
Wenn das also meine Grundkondition ist, dann kann die Saison eigentlich ja kommen, solange das Knie nicht schlechter wird.

Also, war doch ein eigentlich ein cooler Lauf, oder?
Der nächste ist ja auch schon in zwei Wochen!

P.S.
Hier nochmal die Gang mit Eiswürfel:

Gerald, Milosz, Nadin, Marek, Andreas

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