Hamburger Urbanathlon – MEIN sportliches Highlight

Ein Gastbeitrag von Claudia Gösche über den Hamburger Urbanathlon

Endlich war es soweit – der ersehnte Tag war angebrochen und zudem noch bedeckter Himmel, nasse Straßen und kaum mehr als 15 °C. Das perfekte Wetter für eine Laufveranstaltung. Keine gewöhnliche Veranstaltung – nein, es war der Hamburger Urbanathlon. Am Hafen sollen auf einem  11km langen Rundkurs nicht nur  1000 Stufen überstiegen sondern auch noch 12 Hindernisse überwunden werden.
Auf dem Weg zum Hafengelände, zur Fischauktionshalle sah man schon von weitem das Ziel und auch eines der Hindernisse. Einige  Urbanathleten kraxelten  eine blaue Wand mit weißen Stufen hinauf – den Sea Fright. Damit brach bei mir die Vorfreude gänzlich aus und Spannung stieg ins Unermessliche. Doch am Veranstaltungsgelände angekommen, trat auch schon die erste Ernüchterung ein. Dass groß angepriesene Event entpuppte sich zu einer familiären Veranstaltung. Wir fanden ein Gelände mit kleiner Bühne vor, ein paar Sportveranstalter machten Werbung und dann kamen auch schon die Startblöcke. 4000 Athleten werden nach ihrer schnellsten 10km Zeit in insgesamt 7 Startblöcken aufgeteilt. Die Starts sollen in 5 Minuten Abständen erfolgen. Beim Abholen der Startunterlagen konnten wir ein weiteres Hindernis erblicken – die Halfpipe. Wir grübelten wie wir denn da hoch und wieder runter kommen sollen, bis wir erfuhren, dass die Halfpipe noch im Aufbau war und die Seile fehlten. Erleichterung trat ein – Puh…
Nach dem Umziehen, dem Verstauen der Klamotten und der sonstigen Vorbereitung wie Startnummer befestigen usw. lief ich mich warm. Ich fragte mich erst jetzt, ob das Warmlaufen denn für solch einen Wettkampf ausreiche und was ich denn für eine Zeit laufen will. Und schon befand ich mich in meinem Startblock. Mit über 650 Läufern  startete ich um 16:10 in Block C. Und mir voraus waren schon über 1300. Das wird Stau geben…und ab geht’s…
Nach einem guten Kilometer warmlaufen kam auch schon das erste Hindernis – Happy Dumpster (Schiffscontainer). Ich hatte mir keine Technik überlegen können, um diese 3 Meter hohen Container zu überwinden. Also schaute ich kurz den Anderen zu und suchte mir eine Lücke zum „irgendwie hochklettern und nicht schon am Anfang wehtun“. 100 Meter weiter kam auch schon das nächste Hindernis – die Truck Torture. Ich ziehe selten den Kopf ein, doch hier war es unbedingt nötig um unter den THW-Trucks durchkriechen zu können. Da waren es nur noch 10…
Bevor die Athleten wie Affen durch den Monkey Business klettern, mussten wir die ersten Treppenstufen und Höhenmeter überwinden. Dabei versuchte ich die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Beim Hindernis angekommen war auch schon der erst Stau. Hier konnte ich kurz durchatmen. Am Gerüst angekommen sprang ich von einer Erhöhung ans Baugerüst und griff die erste Strebe. Doch der Umfang war zu groß und ich rutschte ab. Ein erneutes Hochspringen war nutzlos, ich war zu klein – Sch… Egal, weiter…
Bei Kilometer 4 hatte ich endlich eine Zwischenzeit. Mh – mit 22 Minuten Ungrad konnte ich sehr zufrieden sein. Nur nicht zu schnell, dachte ich – noch sind es über 900 Stufen und 8 Hindernisse. Die Wallstreet war eine 2 Meter hohe Wand und eines der leichteren Hindernisse. Mit Schwung und einem großen Satz drüber und weiter. Und da war sie auch schon. Von weitem sah sie klein aus. Doch je mehr sich der Stau lichtete und ich ihr näher kam, desto mächtiger wurde sie – die Halfpipe: Ein Moderator schrie stets, dass die Sportler sich gegenseitig beim Hochziehen helfen sollen; eine Kamera stand auf dem Dach und filmte ununterbrochen; ich war voller Adrenalin, grinste über beide Ohren… Links der Halfpipe gab es die Pussy-Lane – für diejenigen, die sich nicht über das Hindernis wagten oder die einfach nur ein richtig geiles Foto wollten. Der Vorteil: sie sparten enorm an Zeit, der Nachteil: sie waren triefend nass. Denn die Pussy-Lane bestand aus einem Kinderswimmingpool mit Wasser gefüllt. Wegen der Zeit kam mir auch kurz der Gedanke, denn nach 2 min Wartezeit war ich noch nicht wirklich weiter gekommen. Doch ich dachte mir „Ganz oder gar nicht“. Nach über 4 Minuten und einem blutigem Knie, hatte ich die Halfpipe endlich überwunden – auf zum Jump and Crawl. Ich hatte zwar die Beine schon gespürt, doch es war eines der leichteren Hindernisse. Und wer die Veranstaltung nicht ganz so bissig genommen hatte, konnte auch die Aussicht entlang dem Hafen auf dem Weg zur Sand Bag Attack genießen. Die Schwierigkeit hierbei lag wohl ehr an dem sandigen Untergrund als das Tragen des 10 kg schweren Sandsacks. Doch das war nicht genug. Kaum war diese Hürde geschafft, kamen die Höhenmeter und die angekündigten, gefühlten unendlichen Treppenstufen. Nach ein paar Stufen bergauf erhoffte ich mir hinter jeder Kurve ein bergab – doch das trat selten ein. Da spürte ich die Müdigkeit und Erschöpfung in meinen Beinen und auf der Uhr. Von einem 5er-Schnitt pro km bin ich auf einen 6er-Schnitt gefallen. Doch das lag wohl auch an der Wartezeit an der Halfpipe. Auf das 8. Hindernis freute ich mich schon im Vorfeld – the Tyrenator – das Übersteigen von LKW-Reifen. Hier bestand großes Verletzungspotenzial. Doch mit viel Konzentration und Spaß an dem Wettkampf gelang nicht nur das heile Durchkommen, sondern auch ein schönes Erinnerungsfoto. Die letzten 3km standen an, die Zeit war mittlerweile zweitrangig geworden und die letzten Stufen und Anstiege waren zu meistern. Doch vorerst musste Lucifer´s Staircase überwunden werden, wo 8 – 15 Paletten zu einer Art Treppe ohne Stufen übereinander gestapelt waren. Die restlichen Reserven wurden noch mobilisiert, bevor die letzten 2 Hürden anstanden: der schon erwähnte Sea Fright und der Traffic Jam. Hier wurden 2 Riesencontainer gestapelt die zu bezwingen waren. Die aller letzten Stufen und noch geschwind über 3 Autoreihen gehüpft und ein letzter Sprint ins Ziel…Jetzt bin ich eine Urbanathletin!

Überglücklich und in einer passablen Zeit von 1:06h konnte ich verletzungsfrei alle Hürden meistern.
Am nächsten Tag mal in die Wertung geschaut: WOW – im Gesamten bin ich von 4000 Athleten 725. geworden und von 339 Frauen sogar 16. Da macht sich das dreimalige Training pro Woche beim Fit-Ka von Moritz Cramer (siehe Facebook) echt bezahlt.
Ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin? Wenn ich wieder so viel Glück habe und einen Freistart für Hamburg gewinne dann mit Sicherheit 🙂
Und jetzt heißt es, den Erfolg genießen und ein wenig ausruhen.

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