Wie ein Frosch das Laufen lernte…

Es war im Winter, es war kalt, dunkel, ich war irgendwie leicht depressiv und irgendwie nicht zufrieden mit meinem Leben. Die letzten Jahre bin ich gerannt, aber im Job, einer Karriere hinterher. Es hat mich nicht glücklich gemacht. Nach einer durchzechten Nacht auf irgendeinem Businessessen, saß ich auf dem Locus und las was über populäre Ernährungsirrtümer, dass Fett und so nicht das Problem ist, sondern eher der Zucker und das Maß an Kohlenhydraten was man zu sich nimmt. Ich bin einer der Männer die auf Klo lesen. Quasi um die Balance zu halten zwischen physikalischer Masse, die entsorgt wird und geistiger die dazukommt. Da bemerkte ich etwas, was ich wahrscheinlich schon längst hätte bemerken können, wenn ich es nur gewollt hätte. Mein Bauch lag auf meinen Oberschnkeln! – „Was ist das was mich da wärmt?“, war der Gedanke, „mein T-Shirt?“ Nee, es war dieser Schwimmring, den ich doch vermeintlich nur aus dem Fernsehen kannte, wo man aufgeklärt wird, wo und wie man auf Malle am besten abfeiern kann, und sich kollektiv fremdschämen darf für das dumme, taube Last Minute buchende Party Durchnittsvolk. Ich rannte zum Spiegel. Ich stand frontal, Bauch rein Brust raus. Alles in Ordnung, oder? Da erwischte mich doch der Blitz! Die auf Faulheit begründete unterbewußte Selbstlüge der letzten Jahre. Die Welt draußen sieht Dich nicht so, die sehen Dich von der Seite, ohne Schwarzenegger Pose. Also stellte ich mich seitlich und hab mal ganz locker gelassen. Entspann Dich und lächle! –„OOOOH MEIN GOTT, ICH BIN EIN FROSCH !!!“, durchfuhr es mein ästhetisches Zentrum in meinem Gehirn. Dünne Beine, dünne Arme, dicker Bauch, darauf eine Hühnerbrust gefolgt von Doppelkinn und Gesicht. Und Ich bin doch erst 37! Im besten Alter! Heißt es nicht Männer werden schöner wenn sie älter werden? Anscheinend gilt das nur für Filmstars. Aber Moment, stand da nicht letztens in der Mens Health, das George Clooney Yoga macht, und Brad Pitt sich für Fight Club 10Kg Muskeln antrainiert hat?

Die Konsequenz war anfangs so wie zu erwarten. Ich setzte mich vor Deutschlands führende Auktionsplattform und bestellte mir alles was mir nur einfiel und was ich aus dem abendlichen Verkaufsfernsehehen kannte. Bauchweg Gürtel, Fatburner Pillen aber auch Hanteln, einen Heimtrainer, Klimmzugstange und eine Boxbirne. An Laufen wollte ich erstmal nicht denken nach meiner Miniskus OP vor einem Jahr. Bis vor ein paar Wochen konnte ich mein rechtes Knie nicht mehr beugen als im rechten Winkel. Eine Woche später war das ganze Zeug da. Und diese Woche hab ich versucht den Ort der Erkenntniss, nicht wieder betreten. Aber jedesmal wenn mich die Natur zwang, sah ich diese irgendwie nicht zu mir gehörende Masse aus nicht zu mir gehörnedem Fleisch an. Das ist nicht meins, das gehört dem fetten Nachbar von neben an. Wie hat er mir das nur eingepflanzt. Ist er ein Chirurg und mir Böses? Hab ich Paranoia, weil mein Gehirn nicht mehr durchblutet wird? Sind die Wege die mein Blut bis zum meinem Kopf braucht zu lang, weil der Fettwanst zuerst versorgt und am Leben erhalten werden will? Ja, nur so kann es sein! Also ran an die Geräte! Drei Monate, jeden Morgen 60 Situps, 60 Liegestütz, 10 mal Klimmzüge, und danach 60 Minuten Fahrrad fahren. OK, am Anfang war es eher, 15 Situps, 20 Liegestütze, 3 Klimmzüge und 20 Minuten Heimtainer. Mühsam ernährte sich das Eichhörnchen. Aber der Erfolg in Punkto Körpergefühl stellt sich doch ein, wenn man die Ziele realistisch setzt. Das hatte ich ja in meinem Job als IT Manager ja gelernt. Nach drei Monaten hatte ich drei Kilo abgenommen. Das ist doch schon mal was. Mittlerweile saß ich schon über eine Stunde auf dem Heimtrainer und langsam wurde es langweilig. Da stolpere ich doch wieder über Achim’s Kolumne bei SPON. Das macht Mut. Und ist Laufen nicht der effektivste Weg um Fett abzubauen? Im Keller sind doch die Laufschuhe die ich vor 5 Jahren gekauft hab. Ab morgen wird gelaufen, sag ich mir. Als Abwechslung zum Heimtrainer ganz langsam und vorsichtig, wer weiß was das Knie sagt. Ich leg sie mir ans Bett und ändere noch schnell meinen Desktop Hintergrund auf eine Werbung eines Sportartikel Herstellers: Eine veträumte Schöne sitzt auf Ihrem Bett und zieht sich Ihr Laufschuhe an. Darüber steht, „Bei km 5 wach ich erst auf!“. Ich denke bei km5 bin ich tot, aber wen Du da aufwachst, dann kannst Du ja den Arzt rufen. Das sind Augenblicke, wo ich der Werbebotschaft glauben möchte.

Demnächst können sie weiterlesen, in Teil 2. Das Laufen beginnt, und auch die Schmerzen, und zwar Alle !

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2 Responses to Wie ein Frosch das Laufen lernte…

  1. M a r e k says:

    Gefällt mir, dass du das so durchziehst. Weiter dranbleiben!

  2. milauf says:

    Ja so einmal die woche erwischt mich die Muse 😉

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