Gemäß der Schildhornsage soll im Jahr 1157 nach Christi Geburt der Slawenfürst Jacza de Copnic (Jaxa von Köpenick) vor Albrecht dem Bären mit seinem Pferd durch die Havel geflohen sein. Sein Pferd litt unter Reiter und Rüstung sehr und so rief der kurz vor dem Ertrinken stehende in seiner Not den bis dahin verhassten Christengott um Hilfe an und überlebte die Überquerung auf wundersame Weise. Es schien ihm als ob eine Hand nach dem Schilde greife und so Reiter und Pferd sicher zum Ufer geleitete. Aus Dankbarkeit für seine Rettung legte er seinen Schild und sein Horn an einer Eiche ab und gelobte fortan dem Christengott zu folgen.
Von dieser Sage inspiriert veranstaltete gestern unter der Schirmherrschaft des regierenden Bürgermeisters der Förderverein historisches Gatow im Museumsdorf Gatow e.V und der Verein Bürger für Schildhorn e. V. erstmals das Jaczo-Fest. Damit wird an die Geburt der Mark Brandenburg erinnert, die am 11. Juni 1157 historisch ins Leben gerufen wurde und in diesem Rahmen fand auch das Schildhornschimmen statt, das an die Havelüberquerung des eben genannten Fürsten anknüpft.
Das Fest steht ganz im Zeichen des Mittelalters . Die Bruderschaft der Askanier e.V. unterstützte die Veranstaltung mit Verpflegungsständen, Vorführungen über Handwerk und Kriegskunst der Slawen und Askanier, u.v.m.
Frau Doktor und ich haben uns also entschlossen bei dieser erstmalig stattfindenden Veranstaltung dabei zu sein, da es grad mal 5km von uns entfernt war. Das Teilnehmerfeld mit knapp 40 vorangemeldeten Schwimmern war sehr übersichtlich, das Wetter versprach gut zu werden und das Rahmenprogramm schien ideal für einen gemütlichen Sonntagnachmittag. Auch die Startzeit für die Welle der Männer um 13:00 Uhr entsprach mir sehr, da wir am Abend zuvor zu einer Hochzeit eingeladen waren und ich nicht vor hatte mich dort feiertechnisch zurückzuhalten.
Mit ziemlich schweren Kopf schwang ich mich also Sonntag Vormittag auf das Fahrrad und in Gatow angekommen wurden wir von Rittern, Herolden und Edelfrauen begrüßt.
Die technische Organisation übernahm das Team von Tollense-Timing, so dass wir sehr profimäßig mit Chiparmbändern für die Zeitmessung versorgt wurden.
Kurz vor dreizehn Uhr: eine Eröffnunsgrede des Veranstalters und der beiden Bürgermeister. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann gibt gemeinsam mit seinem Spandauer Kollegen, Bezirksbürgermeister Helmut Kleeba kurz nach 13:00 Uhr den Startschuss.
Das Teilnehmerfeld ist trotz verhältnissmäßig geringer Anzahl qualitativ gut bestückt: es sind ein paar Triathleten da und auch ein paar Vereinsschwimmer. Ich schwimme zügig los, kann am Anfang auch gut mit den Kraulern mithalten. Nach 200 Meteren werden die Wellen ganz ordentlich und mir wird ein bißchen schlecht im Wasser. Die Wellen in Kombination mit den Spätfolgen des gestrigen abends; bin ich wohl ein bißchen seekrank geworden und hab die Orientierung verloren. Das Boot von der DLRG kommt also ab und zu bei mir vorbei und richtet meinen nach „Rechts Schwimmen Drang“ wieder grade. Ich wechsle hier und da auch wieder auf Brust wegen der Wellen und scherze mit den Rettungsschwimmern über meine VIP Begleitung ;-). Ans Aufgeben denke ich trotzdem nicht und schwimme ganz in Ruhe zu Ende.
Auf der anderen Seite angekommen muss man dann noch 100 Meter einen kleinen Berg hoch zum Schildhorndenkmal. Am Ufer spielt wieder eine mittelalterliche Kapelle „die Lautlosen“, und das Publikum empfängt einen fast frenetisch auch wenn man mit ein bißchen Abstand zur Spitze ankommt.
Das Ufer ist aber leider sehr steinig und dazwischen befindet sich mehr als nur die eine oder andere Muschel. So dass sich mindestens die Hälfte der Teilnehmer die Füße aufschneidet und von der DLRG behandelt werden muss.
Passend dazu geht mir vorher noch ein Gedicht durch den Kopf, das ich auf Wikipedia bei meinen Vorabrecherchen zur Veranstaltung „fast“ auswendig gelernt habe ;-).
„Rings am Strand die Menge lauscht,
Und der Jubel will nicht enden,
Wie das Wort herrüberrauscht:
Nimm, o Herr, des letzten Wenden
L e t z t e Wehr aus meinen Händen:
S c h i l d und H o r n! – Und dieses Land,
Das sich Deinem Dienste weihe,
S c h i l d h o r n sei’s fortan genannt !
Herr, – dem Säumigen verzeihe !.“
– G. Gurski, Schildhorn (Auszug)
Stimmen werden laut die Veranstaltung abzubrechen. Aber die Frauen sind schon im Wasser, es folgen ja aber dann noch die Kinder. Die DLRG ist nicht der Veranstalter, kann nicht eingreifen.
Ich persönlich finde das Ganze jetzt nicht so tragisch und versuche innere Ruhe auszustrahlen. Da spüre ich aber meine kleinen Wunden noch nicht.
Dann kommt Frau Doktor! Sie schwimmt Brust kurz hinter der Ersten, die krault. 20 Meter vor dem Ufer gibt die Erste allerdings auf und Frau Dokor zieht vorbei, rennt die kleine Steigung zum Denkmal hoch.
Sie wird erste von 9 angetretenen Frauen und gewinnt zwei Gutscheine im Wert von je 25€ von Intersport! Und mit einer Zeit von 19:02 ist sie sogar ein dreiviertel Minute schneller als ich. Da zeigt sich dann der Vorteil, wenn man der Fahrer am Vorabend war! 😉
Aber auch sie hat sich die Füße aufgeschnitten.
Für die Kinder wird dann das Ziel doch direkt an den Strand verlegt, so dass sie nicht mehr den Hügel zum Denkmal hochlaufen müssen. Warum das helfen sollte weiss ich nicht, da die Muscheln im Uferwasser ja das Problem sind.
Nun ja, es waren aber in der Summe keine größeren Schnittwunden dabei, auch wenn hier und da ein bißchen Blut geflossen ist und auch ich habe erst am Abend meine kleinen Schnitte schmerzhaft erlebt, als ich den Dreck von der Fußsohle wegschrubben wollte.
Fazit:
Eigentlich war alles super! Die Idee, der Termin, das Rahmenprogramm, die Preise, das Wetter, die technische Betreung durch Tollense Timing….
In der Ausschreibung stand auch in der Tat drin:
„Schwimmschuhe bzw. Socken werden empfohlen, Neoprenanzüge sind erlaubt.“
Dies wurde von den meisten Teilnehmern inklusive mir entweder nicht gelesen oder schlichtweg ignoriert. Da Freiwasser geübte mit steinigen Untergrund schon klar kommen können. Ich denke aber, dass ein Hinweiss das Ufer sei voll mit scharfkantigen Muscheln da schon eher die Aufmerksamkeit erregt hätte. Und damit die Teilnehmer zu mehr Disziplin ermahnt hätte.
Dieser Hinweis muss einfach beim nächsten Mal viel PROMINENTER plaziert werden. Ich denke, dass mein kleiner Beitrag auch ein bißchen dazu beitragen wird.
Der Titel dieses Beitrags ist also mit Absicht so “reißerisch” gewählt. Ein blutiges MASSAKER am Schildhorn war es nun wirklich nicht. Denn in der Summe hatten ich und Frau Doktor ziemlichen Spass und würden nächstes Jahr auch wiederkommen. Dann aber mit Neoprenschuhen 🙂