Jetlag durch Zeitumstellung!

Kaum ein Wölkchen, Sonne, Außentemperaturen von 7,6°C, ideales Wetter über den Wolken, und auch drunter. Ich fliege, beziehungsweise ich renne leichtfüßig über ein Schäfchen zum nächsten Schäfchen und zum nächsten. Ich bin nackt und ich fühl mich gut! „Über den Wolken…. jo jo jo…. muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …“

MIEEP, MIEEEP, MIEEEP … alles klar, ist wieder Wettkampfwochenende und ich schwebte grade wieder im Traumland. Und im Traumland scheint das Wetter genauso gut zu sein wie heute in Berlin. Also nochmal 5 Minuten Schlaf nachfassen und dann raus aus dem Bett zum Birkenwäldchenlauf in die Köllnische Heide.

Ich war ja in den letzten Tagen auch halbwegs brav gewesen, bis auf die angestammte Rocknacht im Sage Club am Donnerstag, die ich doch schon verstoffwechselt haben sollte. Sonst keinerlei Orgien absolviert oder anderweitig größere Schlafdefizite aufgebaut. Auch das Training war langsam wieder regelmäßig und ich konnte die Laufeinheiten mittlerweile auf 3 Mal die Woche ausweiten. An der Distanz und Pace muss ich noch arbeiten, mehr als 18 km sind nicht drin, aber vor drei Wochen war nach maximal 16km schon Schluss. Dafür gab‘s zwei Mal leichte 7*400 Intervalle. Der Rest sind wie gewohnt Radeinheiten und Schwimmen. Abgesehen von den weiblichen studentischen Augenweiden, die sich jetzt beim Frühlingswetter im Schwimmbad und im Park zeigen, machen mir grade die Radeinheiten auf einmal richtig Spaß! Ich hatte noch nie so effiziente GA1 Einheiten. 60km in 2h13 bei einem Puls von 134. Mensch das ist doch was. Den Puls so schön unten zu halten kriege ich mit Laufen in der aktuellen Form nicht hin. Und ich kriech ja schon wie eine Oma, aufgrund des Knieschongangs in einer 6:30 Pace.

Beim Gang ins Bad dann auf einmal der Schock!

Nein, keine Schönheit in meiner Dusche. Eher das: „Ach! Wer hat an der Uhr gedreht? ist es wirklich schon so spät? Soll das heißen, ja ihr Leut‘, mit dem Lauf ist nix für heut?“ – Zeitumstellung! Muss ja wohl so sein, dass das schöne Wetter auch negative Auswirkungen auf meinen Biorhythmus haben muss.

Das wäre ja schön scheiße wenn Gerald meine momentane direkte Konkurrenz im Berliner Läufercup gleich so gnadenlos an mir vorbeiziehen dürfte. Auch wenn er wohl schon in der tiefen Halbmarathonvorbereitung ist. Aber ich rechne mir bei mitspielendem Knie zum Saisonende noch einige Chancen aus.

Anziehen, zwei Müsliriegel in den Mund geschoben, und rauf auf die Chopper, und Gas geben!

Adlershof! Ich komme! — Und zwar zwei Mal!

Es gibt unter der PLZ nämlich zwei Waldstrassen. So bin ich zuerst in der falschen eingekehrt. Also Navi neu einstellen und auf ein Neues. Ordentlich Gas geben und dann am Ziel(?) ankommen. Aber wo ist denn das nun hier. Rumwuselnde Läufer leiten mich auf den letzten Metern.

Angekommen, bin ich aber erst mal schon mal fertig, will eigtl. wieder zurück ins Bett. Letztes Jahr hab ich den Lauf ja auch ausfallen lassen. Aber jetzt bin nun schon da und es sind noch 25min zum Start. Startnummer abholen, und irgendwie irgendwem irgendwohin zum Start folgen. Noch 15min zum Start. Hier und da ein Hallo an die Bekannten Läufergesichter. Beim Einlaufen Gerald eingesammelt. Und schon geht’s los.

Keine Ahnung wie die Strecke verläuft, aber die Bodenverhältnisse sind naturbelassen, was der Strecke Ihren Wald und Wiesencharakter verleiht. Da ich schon mal da bin, erinnere ich mich an die Zielvorgaben für heute: Auf jeden Fall schneller als im Britzer Garten! Auch wenn es auf der Trail Strecke eher schwer wird, wie mich angestammte Läufer warnen. Eher mit einer Minute langsamer rechnen.

OK, dann wenigsten an Gerald dranbleiben solange es geht. Aber schon bei km 2,5 denke ich ans aufhören, will zurück ins Bett! Warm und gemütlich, ja wie schön. Aber dann werde ich von einer weiblichen Jugend überholt. Ej! das habe ich irgendwie gar nicht gern. Also weiter! Kämpf alter Mann! Ich überhole, sie überholt, ich überhole, sie überholt… mittlerweile habe ich komplett die Orientierung verloren, obwohl das ein Rundkurs von irgendwie drei ein halb Runden ist. Gerald ist noch in Sichtweite, sie überholt, es ist km 8,5, ich sammle meine Kräfte für den Schlussspurt. Den starte ich dann bei 9,5 km sage ich mir. Bei km 9 zieht sie ab, ein Typ folgt Ihr lässt aber abreißen du bleibt 20 Meter vor mir. Mädel zu früh, denke ich mir. KM 9,3, ich leg jetzt auch ein Zahn zu, da ist der Zieldurchlauf, aber das muss doch noch weitergehen, da muss doch noch eine kleine Runde kommen. 50m vor dem „Zieleinlauf“ sehe ich Oli Spohn, er schreit mich an: „Milosz hol ihn Dir!“

Waas? ist schon Schluss, keine kleine Runde mehr, es fehlt doch noch ein halber km. Auf der Ausschreibung stand doch „traditioneller Rundkurs, exakte Vermessung, Waldwege, eben“. –> Jetzt verstehe ich :-/.

Na gut, Turbo eingelegt, Schlusssprint, Typen geholt. Das Mädel ist 100 Meter vor mir fertig gewesen. Taktik aufgrund von mangelnder Streckenkenntnis und Aufmerksamkeit flöten gegangen. Wie ein Kickoff Meeting in Übersee mit Jetlag eben.

Aber zur Gesamtstrategie:

Zeit: 42:52! 25sec schneller als der “Rock im Britz”. Vorgabe erfüllt! Gerald vor mir, aber nicht mehr so weit wie im Britzer Garten.
Also. Es geht aufwärts, der alte Mann kommt langsam wieder nach oben!