Berlin – Im Angesicht des Marathons

.. oder “Ein Marathon mit Hirschgeweih”
Indianische Medizinmänner und germanische Schamanen sollen ja die Fähigkeit besessen haben, sich in Tiere zu verwandeln. Diese Zauberstückchen findet man ja in vielen Märchen wieder, ob bei Sindbad dem Seefahrer, oder in der Welt von Star Trek. Ich habe es bei dem letztwöchigen Marathon auch zum Hirsch geschafft! Ganz ohne Zauberei, aber alles der Reihe nach ….

Generalprobe

Noch vier Wochen bis zum Marathon. Bei der Berliner Generalprobe oder auch Sportcheck Halbmarathon und ich laufe so wie gewünscht sub1:30. Diese Probe 4 Wochen vor dem wichtigsten Rennen des Jahres, dient ja dazu die anvisierte Zielzeit für den Marathon zu überprüfen und zu justieren.
Wie sollte ich also planen? Das Performance Predictor Plugin meiner Sporttracks Software sagt im hyperoptimalen Fall nach dem Modell von Dave Cameron eine Zeit von 3h08 voraus nach dem Modell von Pete Riegel sogar eine Zeit von 3h04! WOW, HEFTIG denke ich mir, werde aber daran erinnert, dass diese Modelle von Weltklasse Athleten und optimalen Bedingungen ausgehen und nicht von mir, Raucherlunge Milosz im zweiten Trainingsjahr, ohne jahrelanges Höhentraining in Kenia oder Äthiopien. Auch wenn ich in diesem Jahr eine recht beachtliche Laufleistung von 2900km hinter mich gebracht habe. Damit bin ich sogar mehr Distanz gelaufen als ich mit meinen beiden Motorrädern gefahren bin.
Letztes Jahr 3h39 also …ja, eine 3h15 wäre doch super. Das ist die Qualifikation für die Mutter aller Marathons in Boston für meine Altersklasse. Auch wenn sie dafür wohl nicht verwendet werden könnte. Irgendwo hab ich gelesen, dass erst Läufe nach September für den Boston Run im April gewertet werden. Und unter 3:24 müsste ich dann auf jeden Fall bleiben. Dies ist die Zeit die mein Alter Herr in meinem Alter in Berlin vor fast dreißig Jahren gelaufen ist -übrigens auch als aktive Raucherlunge. Und die sub3h30 ist eigentlich eh schon obsolet. Also eine neue Bestzeit wird es auf jeden Fall. Dementsprechend entspannt gehe ich also die verbleibenden 4 Wochen an. In der vorletzten Woche noch zu meinen Eltern ins Riesengebirge gefahren und meinen alten Herrn bei seinem siebentem Marathon in Wroclaw 35km als Wasserträger begleitet. Das war im Übrigen eine Hitzeschlacht vom feinsten! 32° Grad im Schatten als Spitzentemperatur! Jedoch war die Stecke, was Schatten angeht, dünn besiedelt. So kämpfte sich der alte Mann in beachtlichen 4h19 zum Ziel. Ich hatte auf diese Weise als Wasser- und Verpflegungskamel meinen letzten Langen 35er absolviert.

Kurze Karriere als Sportmodell für adidas!

 

Kurz vor der Abreise bin ich noch über einen Facebook Beitrag von Laufgott Achim Achilles gestolpert, der auf ein Projekt von adidas (einem der Hauptsponsoren des Berlin Marathon) hinwies. Sie suchen Läufer die Interesse daran haben, Ihre Angesichter während des Laufes filmen zu lassen, um die Emotionen und das Leid im Zeitraffer festzuhalten. Eine kurzes Formular auf der Projektseite (www.angesichtdesmarathons.de) ausgefüllt und dann hatte ich die Sache fast schon wieder vergessen. Umso schöner war es dann, als ich dann die Mail entdeckte, dass zu Probeaufnahmen kommen darf. Ein 50 minütiger Testlauf durch den Tiergarten im MRT zeigte mir dass es möglich sein müsste die Kamera zu ertragen ohne katastrophale Zeiteinbußen in Kauf nehmen zu müssen. Ich bekräftigte meinen Teilnahmewillen und durfte mir dann aus dem aktuellen adidas Katalog Laufbekleidung nach Lust und Laune auswählen. Zwei Laufshirts, zwei Shorts, Kompressionsstrümpfe und als Laufschuhe die adizero Boston. Haile ist ja da den Weltrekord gelaufen in dem Modell, auch wenn ich mir klar ist dass mein Schuh so ziemlich nichts mit dem zu tun hat den Haile läuft. Aber es kommt ja bei solchen Sachen ja auch auf die Symbolik an und adizero adios 2 (der Schuh des Siegers), hat mir absolut nicht gepasst.
Alles wurde vorab bestellt und konnte am Freitag, 9 Tage vor dem Marathon in der Werbeagentur abgeholt werden. Hoffentlich genug Zeit um die Schuhe einzulaufen. Bin auch direkt am Samstag noch ein sehr langsame 30ger Runde gelaufen. Die Schuhe empfand ich doch ziemlich als ungewohnt und vielleicht zu steif und stark gedämpft für einen Wettkampfschuh wie ich ihn gewohnt bin, auch nicht unangenehm. Für eine Langdistanz im flotten Tempo vielleicht auch ganz ok. Hab den Schuh vor dem Marathon insgesamt 70km eingelaufen, die letzten beiden Tage vor dem Wettkampf die Beine hochgelegt und war bis auf ein zwei Stunden auf der Messe am Tag zuvor ziemlich entspannt. Es war schon ein komisches Gefühl auf der Marathonmesse mein Gesicht und das der 20 anderen Läufer auf 3 Meter hohen Plakatwänden zu sehen. Ehrlich gesagt ich habe mich selber gar nicht erkannt am Anfang und dann auch ziemlich schnell von der Messe verschwunden. Alles nur unnötige Ablenkung und Aufregung. Und das wo ich doch normalerweise schon ziemlich mediengeil bin.

Der Tag X

Um 7:30 war Treffpunkt. Wir wurden von freundlichen adidas Mitarbeitern empfangen und in kleinen Gruppen zu den Kleiderzelten und dann zum adidas Zelt gebracht, wo uns die Kameras aufgesetzt wurden. Hier geschah also die Verwandlung zum Hirsch. Die adidas Mitarbeiter haben ständig gute Stimmung ala TSCHAKA verbrietet, die mir schon fast zu viel wurde. In meiner Gruppe waren wir zu dritt im Startblock E, also im Starterfeld für den ersten Startschuss. Wir haben uns aus Platzmangel an das Ende des Startblocks gestellt.
Und pünktlich ging es los. Das Wetter versprach sonnig zu werden, jedoch wohl nicht mit 32° Grad im Schatten. Langsam an das Ziel heran und nach 5 Minuten über die Startlinie. Blick auf den Rennplan, erster Kilometer langsam angehen mit 5 min/km, bis km 15 schrittweise schneller werden auf 4:35, 7km halten und dann wieder schrittweise langsamer werden auf 4:45. Insgesamt ein Schnitt von ~4:38 mit anvisierter 3h19 im Ziel.
Aber nach Plan laufen erweist sich schwerer als gedacht. Startblock E ist für Läufer zwischen 3h15 – 3:30 gedacht. Da ich hinten bin, muss ich ständig überholen. Um möglichst auf der Ideallinie zu bleiben muss ich dauernd Slalom laufen, und das mit dem Gestänge auf dem Kopf. Ich bin echt genervt und muss bei km 7 auch noch pinkeln. Bei der 10KM Marke zeigt meine GPS Uhr schon 10,5 km an. Um im Zeitplan zu bleiben bei dem Gedränge, muss ich ja eigentlich Tempowechselläufe machen. Wenn Platz ist anziehen, und dann hängt man irgendwo fest. Bei km 15 merke ich die Schuhe fangen an zu drücken. Ist doch etwas anderes einen Langen im Wohlfühltempo zu machen, als 15 im Renntempo im Slalom. Auf dem Weg zum Hermannplatz, geht es über eine kleine Brücke die etwas erhöht ist zur Straße. Was für ein ANBLICK! Eine kilometerweite nicht enden wollende Masse an Läufern. Da die Sonne knallt halte ich bei jedem Wasserstand und nehme was ich kriegen kann. Danach wieder ein bisschen Tempo anziehen um den Kilometer in den Plan rüber zu retten.

Ich denke eigentlich nur: Nicht aufregen, ruhig bleiben, keine Energie verschwenden, warte auf den meditativen Tunnel, den Runner’s High, der Dich ins Ziel trägt…. Aber er kommt nicht. Was kommt ist ein eine leichte Verkrampfung der hinteren Gesäßmuskulatur rechts. Wegdenken, das Ding!
Andere Läufer wollen mit mir gratulieren zum Gestänge auf dem Kopf, manche wollen sich beim Laufen irgendwie mit mir fotografieren lassen übers eigene Handy oder sie versuchen in das Kamerafeld meiner Kopfkamera zu schlüpfen indem sie an mich ran laufen, von der Seite oder von Hinten. danke das Sie mir grade auf den Hacken getreten haben….
KM20 Gel nehmen, ich spüre die Wirkung des Gels 500m lang und dann krieg ich wieder schlechte Laune. Ein Italiener umarmt mich, weil er mit der gleichen Kamera läuft wie ich sie im Gestänge habe. Ich mein, ich sehe bestimmt schon komisch aus mit dem Gestänge auf dem Kopf, aber ein Typ der mit ausgetreckter Hand läuft und dabei in seine Kamera grinst und Grimassen schneidet. Der muss zu viel la dolce vita gehabt haben. Du hast auf jeden Fall den Hauptpreis des Tages gewonnen, denke ich mir.
Die Schmerzen im Gesäß und in den neuen Schuhen werden immer größer, aber ich laufe ja nicht Marathon um Schmerzfrei zu sein. Schmerz ist relativ, man kann ihn wegdenken indem man das Bewusstsein mit positiven Dingen füllt. Kein Platz lassen für das Schmerzempfinden. Aber wo krieg ich bei km 30 was positives her. Jetzt werde ich ja langsamer, ich werde hier und da überholt. Ich versuche wieder mediengeil zu werden und lächele so viel ich kann in die Kameras der Streckenfotografen. Die Sprüche der Zuschauer über meine tolles Hirschgeweih hör ich noch kaum. Ich schlepp mich von Wasserpunkt zu Wasserpunkt, das Leid wird immer größer. Der Schnürsenkel geht ntürlich auch noch auf, was für ein Anfängerfehler. Ab Tauenziehen bei km35 läuft man hauptsächlich in der Sonne, und wie nach Buch baue ich massiv ab. Hier war ja das Training früher zu Ende. Den Plan kann ich jetzt vergessen. Mein Kopf hängt immer öfter nach unten von der jetzt tonnenschweren Kamera, die auch noch permanent verrutscht. Bei den Wasserstellen gehe ich immer öfter. Potsdamer Platz sehe ich irgendwo ein paar adidas Mitarbeiter die meinen Namen rufen, habe ich da grade wirklich noch gelächelt. Das Ziel ist nicht fern, hab ich mich letztes Jahr auch so schlecht gefühlt hier. Französischer Dom, haben sie grade frisch geteert da, oder warum kleben meine Füße auf der Straße fest. Jeder Meter wird direkt empfunden, in den Beinen und im Rücken und im Nacken und und und … da ist da Brandenburger Tor. Ich spreche einem anderen Läufer Mut zu, der 500m vor dem Ziel stehen bleibt und nicht mehr weiter will. Ich reiche ihm die Hand und will ihn ins Ziel schleppen. Aber das geht grad mal so 5 Meter lang, dann schüttele ich ihn von mir, und jegliches Mitgefühl für ihn weicht wieder von mir. Auf den letzten Metern bin ich doch wieder Egoist, hab keine Kraft Mutter Theresa zu spielen. Gleich Zieleinlauf, die letzten Meter… bin ich etwa schneller geworden? Im Ziel möchte ich weinen. Aber mir ist schlecht, man muss mich stützen. Das mache ich nie w ieder! Die adidas Leute nehmen mir die Kamera ab, ich versuche positiv in die Kamera zu lächeln. Mir wird die Medaille umgehängt. Und schon jetzt weiß ich wieder: Die Welt ist schön! Alles wird gut! Ich liebe Euch alle! Und nächstes Jahr sehen wir uns wieder.

P.S.
Es hat in der Tat mit 3h26 auch zu einer neuen Bestzeit gereicht. Nächstes Jahr muss dann die 3h15 fallen. Und adidas hat mir ja schon den Startplatz fürs nächste Jahr gesichert. Im großen und ganzen: Danke für das tolle Erlebnis. Aber nächstes Jahr laufe ich nicht als Hirsch 🙂

Dampfmaschine zur neuen Bestzeit

Wenn Hitze Wasser erhitzt, dann wird er zu Dampf und dehnt sich aus. Diese Umwandlung von thermischer in mechanische Energie nutzte erstmals erfolgreich Thomas Newcomen im Jahre 1712. Zuvor gab es drei erfolglose Versuche anderer Erfinder. Also beim 4ten mal hat’s geklappt. Ich hätte heute mehr Glück und von den geplanten 4 Halbmarathons in diesem Jahr habe ich heute den dritten erfolgreich bestritten. Obwohl wie bei den Dampfmaschinen die Hitze als auch der aufgebaute Druck Probleme machten.
Ich habe mir für dieses Jahr ein paar läuferische Ziele gesetzt, wobei bei einem mir viele prophezeit haben, dass es doch arg schwierig werden könnte ihn zu erreichen. Und zwar den Halbmarathon unter 1h30min zu absolvieren.
Das katastrophale Ergebnis im April bei der Hitzeschlacht des Berliner Halbmarathons habe ich ja bei der guten HM Zwischenzeit bei der BIG25 nivelliert. Da ist mit 1:32:54 und einer neuen PBZ auch ein gutes Ergebnis herausgekommen, aber dies sind immer noch gut 3 Minuten vom Ziel entfernt und das ist schon nicht wenig. Zumal die psychologische Barriere der magischen 1:30 mit eine Rolle spielt.
Seit 7 Wochen bin ich in der Marathonvorbereitung und nach der Erfahrung vom letzten Jahr, war ich doch mit ein wenig Zuversicht an das Vorhaben gegangen. Nächste Woche ist ja noch der Mercedes Benz Halbmarathon, so dass im schlimmsten Notfall ein Versuch noch drin wäre. Das Training lief bisher ganz gut, der Countdown zur Bestzeit von Gevatter Greif tut wieder seine Dienste. Mein Test auf den 10er bei der CityNight verlief mit 41:50 nicht so super, aber da habe ich mittlerweile mindestens 10 Erklärungen gefunden warum es so war. Aber seit der Citynacht ist es mir sogar möglich Endbeschleunigung in die 35km einzubauen und wie letztes Jahr bin ich teilweise in der Lage die Intervalle noch härter zu laufen. Die 1000er Intervalle in 3:45 haben mich sogar selbst überrascht und noch zuversichtlicher gestimmt. Aber Hochmut kommt vor dem Fall und in meinem Fall die Nerven. (Nr. 1 der 10 Failgründe bei der Citynacht) Grade da wo man sich entspannen soll, in den Tapering Tagen vor dem Wettkampf wurde ich immer unruhiger. Dessen entledigte ich mich dann mit ein paar leckeren Schöfferhofer, die so schön geprickelt haben in meine Kopf und ein paar Zigaretten. Wenigstens bin ich so früh eingeschlafen. Aber dann auch um 4:30 nach 5 Stunden wieder aufgewacht.
Auf dem Weg zum Rennen ist es dann ein „wie immer“ beim Sportcheck Läufen. Die U-Bahn, am Anfang ganz leer, wird dann immer voller und immer orangener durch die Läufer mit den in diesem Jahr schön geschnittenen Funktionsshirts von unlimited. Ich persönlich mag aber diesen Einheitsbrei nicht, so dass ich beim Lauf lieber in meiner neues ärmelloses Adidas Shirt geschlüpft bin. Das passt mit seinen grünen Streifen eh viel besser zu meinen grünen ASICS Tarther und meinen grünen CEP Sleeves.
Als Besucher an der Strecke konnte ich mich heute auf meinen Sohn und seine Mutter freuen, die freundlicherweise meine neue 3D PocketCam von Aiptek bedient hat, um mein Vorbeidampfen zu dokumentieren. Wie gesagt in 3D!

Und vor dem Start habe ich noch Laufreund Oliver Spohn samt Familie getroffen. Oli hat seine beiden kleinen Mädels zum Bambini Lauf (VIDEO in 3D anaglyph) geschickt. Bei sowas frage ich mich immer wann mein Großer endlich seinen ersten Lauf macht. Bisher traut er sich nicht so wirklich.
Beim Einlaufen gab es dann noch ein schönes Highlight als ich meinem Laufidol Achim Achilles begegnet bin und wir zwei, drei Sätze gewechselt haben. „Hi“, „Na“ „Was hast Du heute vor? „Unter einer Stunde, natürlich für den Halben ;-)“, „HarHarHar“ „Und Du? „Naja, ich mach’s dann eher so unter 1:30? Auch für den Halben, HarHarHar“, „ Geh weg!“.
Immer wieder herrlich wie man mit Achim auf das Niveau eines Neandertalers zurückfallen kann, und sich dabei aber trotzdem erhaben fühlt.
Dieses Mal bin ich auch nur 2km eingelaufen und zwar im Einlauftempo, und nicht 4 im halben Renntempo. (Nr. 2 der 10 Failgründe bei der Citynacht).
Und schon ging sogleich das Rennen los. Bei mir meldete sich ein seltsames Magengrummeln. Ich hab mich dieses mal auch nicht ganz vorne eingeordnet ins Starterfeld, damit die Meute mich anfangs bremst und ich nicht wieder mit 3:45 auf dem ersten Kilometer angehe. (Nr. 3 der 10 Failgründe bei der Citynacht). Hab mich dann so schnell wie möglich auf ein Pace von 4:10 pro km eingependelt ( +/- 10sec) und versucht so konstant wie mir möglich zu laufen. Getränkeflaschen habe ich auch nicht mitgenommen, das Wetter war ja ideal mit 15° und bewölkt. Ich habe dafür lieber von den Wasserbechern bei Verpflegungsständen Gebrauch gemacht auch wenn das immer ein bisschen Zeit kostet, weil man langsamer laufen muss, wenn man aus dem Becher trinkt. Einmal habe ich dann auch leider danebengegriffen und bin blöderweise zurückgelaufen um dann noch einen Becher zu nehmen. Also beim nächsten Mal, wird dann doch wieder jemand an der Strecke platziert um das Fläschchen zu reichen :-).
Trotz oder vielleicht wegen der selbst verursachten Zeitstrafen wusste ich eigentlich seit km7, dass heute die sub1:30 drin ist, da ich das Durchschnittstempo fast immer unter 4:15 halten konnte.
HF DiagramMeine Herzfrequenz war noch nie so linear wie heute. 98% des Rennens bin ich bei 87%maxHF gelaufen. Das zeigt, dass da noch ein bisschen mehr Luft nach oben war, diese Reserve hab ich auch gespürt aber nicht getraut sie abzurufen, da ich mehr Angst vor einem eventuellem Einbruch hatte und die Sub1:30 war ja eigentlich schon sicher.
Mit handgestoppten 1:29:34 und einer Sekunde langsamer im offiziellen Ergebnis bin ich dann so wie gewünscht durchs Ziel gelaufen. Nächste Woche werde ich eventuell aus Spaß den Mercedes Benz HM laufen, da es mein Geburtstag dann ist vielleicht sogar verkleidet. Da liegen doch noch zwei Kostüme rum vom Kölner Karneval.
Und jetzt geht’s in die letzten 3 Wochen Training vor dem Marathon. Die gewünschten sub3:30 sind mit dem heutigen Ergebnis in sehr greifbare Nähe gerückt und sollten auch bei Wetterkapriolen drin sein. Hoffentlich bin ich jetzt mental gestärkt genug um dann entspannt ins nächste Tapering gehen zu können. Dann wird es hoffentlich die Dampfmaschine von James Watt sein, die mich zum Ziel antreibt. Dem wird fälschlicher Weise oft diese Erfindung zugeschrieben. Er hat jedoch nur den Wirkungsgrad von 0,5 auf 3 Prozent hochoptimiert. Das werde ich doch wohl noch besser schaffen!
Es sind noch 28 Tage bis zum Marathon.

Hot, hot, hot …

Heiß, heiß, heiß …. sitze hier in meiner Lieblingssauna und mir ist heiß…. Ich schwitze! So wie es sein muß. Denn ich bin jetzt nämlich heiß! Heiß aufs Training, denn seit einer Woche bin ich in der heißen Phase! Vorbereitung zu meinem zweiten Marathon. In Berlin, am 25 September!
Hoffentlich wird es da dann nicht so heiß, sondern eher kühl und wolkig! Das bisherige Jahr ist ja hervorragend gelaufen. Bis auf den verpatzten HM im April wegen Hitzestau. Keine Verletzung, und alle Zeiten des letzten Jahres getoppt. Mit der Hitze umzugehen hat dann bei der BIG25 gut geklappt wo ich mit der HM Zwischenzeit schon meine BZ getoppt hab. Hab ja meine Trainingspläne dieses Jahr selber gemacht und wellenweise trainiert, also je nach Welle 2-4 Wochen intensiver und dann 1-2 Wochen weniger intensiv. Die Wellen abgestimmt auf die wichtigeren Wettkämpfe und auf das Körpergefühl.

BerlinCup abgehackt

So kam es auch, dass trotz meiner anfänglichen Planung ich erst Ende letzter Woche heiß geworden bin. Ursprünglich sollte die neue Welle Anfang letzter Woche beginnen. Aber als ich bei meinen Eltern im Riesengebirge war, habe ich doch ein paar Kilometer mehr gemacht als ich geplant hatte. Als Abschluss vom Urlaub hatte ich direkt noch den Marienfelder Herbstlauf (BC Wertung), über den ich bisher nicht berichtet habe. Es ist über den Lauf leider auch nicht viel Positives zu berichten. Die Organisation ließ ziemlich zu wünschen übrig. Keine Umkleide, keine Toiletten. Nicht mal Sicherheitsnadeln für die Startnummern. Und das bei einem Startgeld von 10 Euro! (inkl. Nachmeldegebühr) Und wann wird es endlich zum Standard erklärt dass die Streckenführung vorher im Internet aushängt? Notfalls ein Link zu GPSies oder einem anderen Laufportal. Ich hoffe, dass die Veranstalter zum nächsten Jahr upgraden und an dieser Stelle erinnere ich gerne nochmals an den Hohenschönhausener Gartenlauf. Nachdem also mein Portemonnaie ein bisschen erleichtert wurde, hatte ich aber keine großen Erwartungen an den weiteren Verlauf. Denn auch wenn das Wetter super war, (kühl, bewölkt, leichter Niesel zum Schluss), die Strecke mit 16km mir doch auch mehr entsprechen sollte als die „kurzen“ in der letzten Zeit und verhältnismäßig flach war, so konnte ich mich aber mit kleineren Magenproblemen nicht wirklich voll entfalten. Es sei hierbei an den Mangel von Toiletten erinnert, dem mit einer extra Runde beim Einlaufen und einem kleinem Sprint ins Gebüsch vor dem Start begegnet werden musste. Danke an Oli hierbei nochmal an die umsichtig im Auto gelagerten Taschentücher. So ging ich dann das Rennen ziemlich konservativ an und bin dann mit einer 1h10 als 4ter in meiner AK ins Ziel gekommen. Das war mit ~4:20 pro km am unteren Ende des geplanten Solls und in der Summe nicht weiter verwunderlich.
Lauffreundin Veronika, mit der ich mir ja gerne einen kleinen läuferischen Geschlechter- und Generationenkampf gebe, hat mir dieses Mal wieder anderthalb Minuten abgenommen, so dass es in unserer internen Wertung jetzt nur noch 3:2 für mich steht.
Ich stehe jetzt also zusammen mit Christian Karbe auf dem 4ten Platz im Berliner Läufer Cup. Der hat allerdings einen Wertungslauf weniger als ich und auch die zwei Läufer hinter mir werden mich wohl noch überholen, wenn sie alle 8 Läufe vollmachen. Mit den paar Punkten die ich noch holen kann, ist kein besserer Platz mehr zu holen nach meiner Rechnung. Somit habe ich mich quasi schon jetzt mit dem 6ten Platz im Berlin Cup abgefunden. Werde die Serie aber weiterhin beobachten und ein paar Läufe noch just for fun mitmachen. Die Atmosphäre und die die Kollegialität bei der Veranstaltungsserie würde ich doch sehr vermissen, und wer weiß vielleicht stolpert ja noch jemand und ich auf das Treppchen.

Der heiße Fahrplan

So bleiben mir bis zum Marathon noch zwei größere Events auf die ich mich freue. Immer am letzten Sonntag im Monat geht’s rund. Zuerst mit der Vattenfall Citynacht über 10km. Auf dem Weg dorthin, habe ich jetzt ein paar verschärfte Tempoeinheiten eingeplant. Und in der Zeit habe ich auch die Diagnostik zur Feinabstimmung des Trainings gelegt. Letzte Woche Freitag gab’s mal den Cooper Test, den ich mit 3.111m bei sonnigen 25°C im Rahmen des Erwarteten durchgezogen hab. Morgen geht’s zum Sport Medizinischen Service zur Leistungsdiagnostik. Im letzten Jahr war ich beim Zentrum für Sportmedizin in Hohenschönhausen. In diesem Jahr will ich meine VO2max (maximale Sauerstoffaufnahme) ermitteln lassen und eventuell eine Lauftechnikanalyse machen und werde trotz 10€uro Treuegutschein woanders hingehen um einen Vergleich zu haben. Die vom SMS haben beim Vorgespräch einen kompetenten Eindruck gemacht und schön zurück gerufen, nachdem ich auf den AB gesprochen hab. Und da ich zeitlich flexibel bin, habe ich auch kurzfristig einen freigewordenen Termin bekommen. Ich werde dann weiteres berichten.
Nach der Vattenfall Citynacht, werde ich dann auf einen “fremd” gemachten Trainingsplan wechseln und bin noch am überlegen, ob ich dieses mal Geld in die Hand nehme oder ob ich wieder nach dem Countdown zur Bestzeit von Gevatter Greif trainiere und nochmal zu meinen Eltern ins Riesengebirge fahre. Ich hab ja im letzten Jahr gute Erfahrungen mit dieser Kombination gemacht. Und da es auch eine Excel Vorlage gibt wo man seine Zielzeit und die Anzahl der Trainingstage pro Woche eingibt und der Plan passt sich dem an. Im letzten Jahr habe ich eine 3h45 eingetragen, gelaufen bin ich dann eine 3h39. Da ich dieses Mal fleißiger sein will und mich besser fühle, ist es wahrscheinlich, dass ich wieder diese Variante wähle um unter die 3h30 zu kommen, die die Marke für dieses Jahr sein soll. Wie es läuft werde ich dann beim Sportcheck HM sehen, zu dem sich glücklicherweise auch BerlinCup Kumpan Oli angemeldet hat. Vielleicht kann er mich dann pacen, da ich mein hochgestecktes Ziel sub1h30 auf den Halben noch nicht erreicht habe.
Bei dem ganzen Geplane und Vorbereite merke ich doch wie wichtig und wie schön es ist gesund und fit zu sein, und wünsche allen die nicht so viel Glück hatten gute Genesung. Besonders an dieser Stelle Lauffreund Marek alles Gute für die Genesung der Wade!
Aber ich lauf jetzt mal wieder schneller, denn der nächste Wettkampf ist ja schon in zweieinhalb Wochen.

Der Parkläufer

Wie ein Frosch das Laufen lernte … Teil II

Die Angst vor bleibender Invalidität war groß! Und nach allem was ich gehört habe, ist Laufen die teuflischte Sportart die es gibt. Es schadet den Gelenken, besonders den Knien, dem Rücken sowieso und es verkürzt die Muskeln. Ausserdem bekommt man Blutarmut und man kann an Herzinfarkt sterben, weil das Sportlerherz was man unweigerlich bekommt, dann irgendwas tut wovon man stirbt halt. Und irgendwie ist das doch sowieso ein bisschen schwul, in diesen engen Klamotten durch die Gegend zu hetzen. Das waren so die die Highlights, die ich so gehört hab, wenn ich irgendwo mal erwähnt hab, dass ich jetzt Laufen gehen will. Fußball im Fernsehen zu schauen ist doch viel männlicher, außerdem kann man dabei besser Bier trinken und die Zigarette stört nicht so sehr.

ABER

Wenn das soooo schlimm ist und alle sich soooooo davor fürchten, dann muss es doch eigtl. wieder gut sein. Die Dämonen die mich beschwatzen wollten sind doch wieder nur Lakaien des dunklen Fettwanstfürtsen, der so nebenbei von der Bier-, Chips- und Schokladenmafia bezahlt wird. Ich baute dann doch darauf, dass Laufen wohl 100 Mal mehr Kalorien als das Radeln auf der schwerste Stufe meines Heimtrainers verbrennt. Und da ich nach den ersten drei Monaten des Fettzellen­vernichtungsfeldzugs ja festgestellt habe, dass mein Arsenal einer Aufstockung bedarf, habe ich dann doch die Wunder Laufschuhe aus dem Keller geholt.

Der erste Versuch

Als mein Sproß geboren wurde, hatte ich das erste Mal so einen Anfall von „Ich werde mein Leben ändern und ein besserer Mensch!“. Da bin ich zum Renners Punkt Fachgeschäft und habe mich aufs Laufband gestellt. Die sportliche und angenehm anzusehende Verkaufsangestellte hat mich mit Ihrem Lächeln und einem Haufen von Fachbegriffen zugeschüttet, so dass ich unter dieser Hypnose den Eindruck gewonnen hatte, kompetent beraten worden zu sein. Ich habe mich dann fürs zweit teuerste Modell entschieden, so viel geistige Stärke hat mein Unterbewußtsein noch ausgesandt. Passt ja! Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! So einen Leitsatz an den Füßen zu tragen ist doch die idealle Vorraussetzug für ein neues besseres Leben, dachte ich mir. Dieser Ansatz war allerdings nach kurzer Zeit vorbei. Die ersten Stiche und das Rasseln in der Lunge konnte ich mir ja noch erklären. 20 Jahre Nikotinkosum gehen ja nicht einfach so weg, zumal man es ja grade mal zum Vorsatz Laufen und Rauchen geschafft hat. Nach ungefähr 2 Wochen hat sich die Lunge dann an das Maß Sauerstoff und auch an die Region, die jetzt beansprucht wurde gewöhnt. Aber kaum bei 16km im Dauerlauf angekommen, meldeten sich die ersten Schmerzen und zwar zuerst im Schienbein un dann im Knie. Auch Einlagen und ein neues Paar Laufschuhe konnten das Problem nicht lösen und als wir dann nach Berlin zurückgezogen sind und ich in einer neuen Firma angefangen habe, wars das erstmal mit Laufen. Einmal die Woche allerhöchstens. Und dann kam ja auch noch der Innenminiskusriß. Aber zumindest hatte ich ja schon mal die Laufschuhe gekauft.

Der zweite Versuch

Ja, da standen sie also nun und warteten auf mich! Vor Jahren gekauft warteteten sie nur darauf mich in ins neue Leben zu tragen. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! Milosz wird eine besserer Mensch Teil 2. Aber ich wurde aber erstmal wieder ein leidender Mensch.

Ich steigerte langsam und behutsam von 40min immer so um 5 minuten pro Training. Alles war OK. Das Knie hielt! Ich denke die Vorbereitung auf dem Heimtrainer hat mein Knie irgendwie eingeölt und stabilisiert. Es machte auch richtig Spaß, so dass ich mein zuhause Fitnesscenter vernachläßigt habe und nunmehr 4-5 mal die Woche Laufen ging. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit war ich wieder bei 16km am Stück. Ich war wie im Rausch, da ich ja wirklich von Training zu Training die Fortschritte sehen konnte.

Dann kam mir die Idee mit dem Halbmarathon. Nach einem „2h Stunden am Stück“ Testlauf, hab ich mich auch prompt angemeldet: Berliner Halbmarathon ich komme! Zeitvorgabe keine, aber so klammheimmlich wollte ich die 2h schon unterbieten. Ich dachte mit 3 Monaten Fitnesscenter und 3 Monaten Lauftraining ist es machbar. Und sofort kamen die ersten Problemchen: Blasen und blaue Zehennägel. Und da schimmerte es mir doch langsam, das die Fachberatung damals nicht die beste gewesen sein konnte. Meine Füße habe ich dann für den Halben zutapen müssen. Es hat sich aber während des Laufs dann noch eine Blase gebildet, die dann beim Lauf aufgeplatzt ist. War das eine Befreiung. Ab km16 hatte ich solche Rückenschmerzen, das ich mich mit dem Laufstil bei den Paralympics einreihen könnte. Den HM habe ich aber geschafft. Zeit 1h57. Ich bin danach zur Physio und hab Massage und Fango Packungen für meinen Rücken bekommen. NUN WAR MEIN EHRGEIZ SO RICHTIG GEWECKT! Schaffe ich mehr? Nächster Lauf dann BIG25. 1 Woche vorher kriege ich dann eine Wadenverhärtung an der Grenze zur Zerrung. — Wieso? Ich hab doch angefangen ein bisschen zu dehnen nach dem Laufen, und sogar ohne Wippen! — Bin dann jeden Tag zur Massage gerannt, hab Tonnen von Voltaren und Kytta verschmiert und in langen Strümpfen geschlafen, Ultraschall und Reizstrom beim Fernsehen angelegt. Es hat irgendwie geholfen. Die BIG25 bin ich dann mit leichten Ziehen in der Wade ab km6 in 2:11 gerannt. Das Blasenproblem habe ich eliminiert in dem ich die zweitteuren Laufschuhe aussortiert hab, die mit dem Lächeln und den Fachbegriffen. Zehennägel hatte ich keine mehr. Sind ja alle abgefallen mittlerweile. Und die neuen wuchsen grad. Also kurzum, es ging mir wieder gut.

Der Weg ist frei für den Marathon!

Sind ja noch 4 Monate hin. Ziel Sub4h. Mittlerweile habe ich was von Gevatter Greif gehört und wie krass der ist. Und von seinem Countdown zur Bestzeit. Genau das Richtige für mich! Mittlerweile habe ich mich auch an die kleinen Zipperlien gewöhnt. Muskelkater, leichte chronische Achillesehnenreizung, aber solange das Knie nichts sagte war ich zufrieden. Die positive Wirkung des Laufens überwog all die Schmerzen. Und als Single kann man entweder auf Ü30 Partys gehen oder Laufen. Also Laufen. Ganz konsequent. Mein alter Herr ist vor einem Jahr mit über 60 seinen sechsten Marathon gelaufen, er hat sich nicht genug vorbereiten können und hat ihn trotzdem geschafft. Er konnte aber die Tage danach nicht richtig gehen, und das sollte mir NICHT passieren. Wie heisst es so schön, Marathon ist einfach, das Training ist hart! Ich hab‘s ja auch lieber die Schmerzen auf länger zu verteilen als einmal richtig doll, ist wohl auch gesünder habe ich mir sagen lassen.
So habe ich es dann auch wirklich durchgezogen. Die letzten 8 Wochen auch nach Greif’s Countdown trainiert. Bei der Generalprobe (Sportcheck HM) bin ich eine 1:36 gerannt. Das waren 21 Minuten schneller als 6 Monate zuvor. Den Marathon habe ich dann in 3:39 geschafft. Und ich war danach nicht so fertig wie ich nach dem ersten Halbmarathon war. Konnte am Tag danach fast normal laufen. Danach habe ich das Pensum für zwei Monate runtergefahren und nur 1-2 mal die Woche trainiert.

Auf ein neues! Aber besser!

Jetzt bin ich mitten im zweiten Trainingsjahr. Mittlerweile sind alle Zipperlein auskuriert. Alle falschen Schuhe aussortiert. Ich besitze quasi ein Arsenal an Schuhen, je nach Geschwindigkeit und Untergrund. Besonders gern habe ich meine Barfußschuhe mit den fünf Fingern. Ich glaube die haben mir geholfen die Achilleseheneproblematik zu eliminieren. Ich mache 1 mal die Woche Yoga als Stabilisationsersatz und weil es irgendwie cool ist. Mein Training ist jetzt auch variert und nicht mehr monoton. Ich mach mir Trainingspläne. Zwischen die großen Wettkämpfe habe ich jetzt Volksläufe eingestreut. Ich dehne, nicht immer, aber immer öfter! Ich habe den Satz „Schnell kann jeder“, endlich verstanden und gelernt langsam zu laufen. Ich habe gelernt auf den Körper zu hören, und wenn er mal nicht will dann eben mal 1-2 Wochen zu tapern und vor und nach größeren Belastungen sowieso. Ich habe einen völlig neuen Bekanntenkreis und laufe nicht mehr allein. Und wenn ich mal Bock habe, dann trinke ich ein paar Bier und rauche Zigaretten. Und die Bestzeiten sind trotzdem alle gepurzelt.

Bin ich ein besserer Mensch?

Ich weiß es nicht. Wohl eher nicht. Bin ich jetzt ich? Das schon eher.

Bin ich am Ziel? Nein. Bin ich jetzt weise, Forrest Gump oder sowas ähnliches ? Haha, das schon mal überhaupt nicht.

Es ist Juli und ich hab jetzt über 1700km in diesem Jahr gemacht, es erwarten mich noch über 1000 Traingskilometer bis zu meinem zweiten Marathon. Und ich freu mich drauf! Das ist wohl die Essenz als auch der Zauber des Ganzen! Und mehr bedarf es auch nicht!

Wünscht mir Glück!

Weniger ist mehr – Hohenschönhausener Gartenlauf

“hey heute ist wieder einer der verdammten tage
die ich kaum ertrage und mich ständig selber frage
warum ….” –morgens um 6 in meinem Bett. Kein Wecker! Nur dieses komische Gefühl als ob ein Wecker geklingelt hätte. Aber das war “nur in meinem Kopf”.
Ich schau das Kissen an und denke:
“komm ein bischen näher komm näher hör mir zu
mach dich locker entspann dich so wie ich es tu
und dann spürst du wie der rhythmus in dich eindringt …”  (Smudo, Thomas… läuft Ihr auch?)

Aufstehen!

Okeeeh, dann eben aufstehen, es ist Wettkampftag, weitere Einschlafversuche sind sinnlos! Heute steht der Hohenschönhausener Gartenlauf an. Lauffreund Andre hat beim Siegesgöttinen Lauftreff Flyer verteilt und den Lauf sehr empfohlen. Nun, sein alter Herr ist dort Mitorganisator ;-), aber ich wollte da eh mitmachen, da der Lauf Teil vom Berliner Läufer Cup ist. So habe ich heute also auf den Airport Run verzichtet, und bin nebenbei auf diese Weise einem direkten Aufeinandertreffen mit Bloggerfreund Marek erstmal aus dem Weg gegangen. Er hat seine Wade beim HM im April lediert und muß erstmal wieder antrainieren, so dass diese Schlacht der Giganten erst nach der Sommerpause stattfinden wird. Denn viel interessanter wird es doch heute sein in die nächste Runde mit Lauffreundin Veronika zu gehen. Der “geschenkte Sieg” beim letzen Lauf ist ja noch nicht vergessen und fordert eine Untermauerung des Status Quo, heißt Vero schaut mir auf den Hintern. Vom Start bis zum Ziel!

Rauf auf den chinesischen Retroroller und mit androider Richtungsansage im Hörer nach Hohenschönhausen. Das liegt schon ein bissschen ausserhalb in nördlichen Ostteil der Stadt, und beim fahren durch die Plattenbauten hab ich mich intensiv erinnert an meine Kindheit in Polen in Zeiten des Kommunismus, bevor ich damals mit neun Jahren nach Westberlin kam. An die Schlangen vor den Geschäften in denen es nichts gab. Wo man sich beim anstehen mit der Familie in der Kälte abgewechselt hat um ein Pfund Butter zu bekommen. Da hat man quasi die Kalorien beim Warten schon verloren, die man sich dann in Form von rationierter Nahrung zuführen durfte. Hungernde Zellen leben länger! Aber als Kind hält man das für normal und ist trotzdem glücklich. Weniger ist manchmal mehr. Oder besser:

Aus wenig kann man auch viel machen.

Und genau unter diesen Motto erwartete mich die Laufveranstaltung vom Lauf Club Ron Hill. Und ich muss da ehrlich meinen Hut ziehen. Ein Stadionsprecher mit gutem Witz und solider Laufkenntniss hat die gesamte Veranstaltung unterhaltsam und spannend kommentiert. Hüpfburg für die Kleinen, Gulaschkanone (für die Teilnehmer eine Portion umsonst), Tombola, ein urster Grillstand betrieben vom ortsansässigen Rockerverband. Das Steak schmeckt doch gleich viel uriger wenn es von einem vollbärtigen, tätowierten finster drein schauenden Haudegen mit namen Udo oder Wolfgang serviert wird. Fleisch von echten Männern für echte Männer! Und ich möchte noch die Trommler und die Cheerleader erwähnen, die auf dem Rundkurs für Stimmung gesorgt haben. Aber was mich wirklich in Extaseversetzt hat, und zwar in wahrsten Sinne des Wortes, waren die Massagen, vollbracht von jungen hübschen Studentinnen der hiesigen Physiotherapie Schule. Wie oft wollte ich das schon immer abgreifen bei den großen Veranstaltungen. Nach dem Lauf so schön durchgeknetet werden. Beim Gartenlauf wurden meine Träume wahr! Jessica und Melanie haben sich nach dem Lauf meiner Waden angenommen. Und während ich Jessica in ein Gespräch verwickelte, wie sie denn hieße und wann und wo denn die nächste Semesterparty der Physiotherpeutinnen ist, macht sie sich in einer Bonusrunde über meinen Rücken her. Melanie steht daneben und fragt sich ob sie auch meine Beine weitermassieren soll. – Ja Melanie, bitte! – Das letzte mal als ich ein ähnliches Erlebnis hatte, war ich nicht mehr ganz so nüchtern und hinterher wurde meine Kreditkarte nicht unerheblich belastet. Beim Hohenhausener Gartenlauf, hat mich das gesamte Programm, und jetzt passen sie auf lieber Leser: 4!, in Worten VIER Euro gekostet.

Zum Lauf selbst. Der Lauf für die Berlin Cup Wertung ist vom eigentlichen Hauptlauf getrennt. Die 5.7km führen 3 mal über einen Rundkurs in der Gartenanlage. Der Bodenbelag ist abwechlungsreich und bietet alle Facetten des Läuferuntergrunds die man gesehen haben sollte. Start superpünktlich um 10:00, mit vollbracht durch eine Lokalpolitikerin. 5.7 Km sind nicht lang und da ich richtig Lust auf ein Steak am Morgen habe will ich mich ja auch nicht zu lange damit aufhalten. Wo ist Vero, alles klar. PENG es geht los. Vero nach 100metern hinter mir gelassen. Geh mit guten Tempo an, und schaue mal wie lange es hält. Die Oli Strategie, so wie bei der Lichtenrader Meile. Lauffreund Andre schiesst Fotos und Videos mit meinem schlauen tragbaren Fernsprecher, das gibt ein bisschen Motivation ab und zu zu lächeln, besonders wenn man an denschon erwähnten Cheerleadern vorbeizieht. „Uuuuuu, aaaaaahh“, kreischen sie und hoch das Bein. Diese jungen Dinger! Vero ist ja ordentlich hinter mir, da hat man ja den Blick frei. Der Kommentator schafft es doch wirklich aus einem Provinz Gartenlauf eine spannendes Olympierennen zu machen. Mit Lennart Sponnar, Michael Kopf, Christian Karbe sind ja auch ein paar ganz gute Läufer angetreten. Und als ich als 25ster ins Ziel komme schafft er es trotz unbekannter Sonderzeichen in meinem Namen ihn phonetisch korrekt wieder zu geben. 15 Sekunden später tut er das gleiche für Veronika, die als erste Frau das Ziel durchquert. 3:1 für mich. JA! Ich schaue sie an und lasse sie an meinem erhöhten Testosteronspiegel teilhaben. „Du bist ja auch ein Mann, ich bin eine Frau“, entgleitet es Ihr als Rechtfertigung. Genau Vero, so ist es! Danke dass  Du hiermit die Rangordnung der Geschlechter akzeptiert hast. Damit hat sich der Ankuftstermin der Midlife Crisisis um ein paar Jahre nach hinten verschoben. Zumindest bis zum nächsten Mal, denn der nächste Lauf ist ja schon in zwei Wochen.

 




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