Wie ein Frosch das Laufen lernte … Teil II

Die Angst vor bleibender Invalidität war groß! Und nach allem was ich gehört habe, ist Laufen die teuflischte Sportart die es gibt. Es schadet den Gelenken, besonders den Knien, dem Rücken sowieso und es verkürzt die Muskeln. Ausserdem bekommt man Blutarmut und man kann an Herzinfarkt sterben, weil das Sportlerherz was man unweigerlich bekommt, dann irgendwas tut wovon man stirbt halt. Und irgendwie ist das doch sowieso ein bisschen schwul, in diesen engen Klamotten durch die Gegend zu hetzen. Das waren so die die Highlights, die ich so gehört hab, wenn ich irgendwo mal erwähnt hab, dass ich jetzt Laufen gehen will. Fußball im Fernsehen zu schauen ist doch viel männlicher, außerdem kann man dabei besser Bier trinken und die Zigarette stört nicht so sehr.

ABER

Wenn das soooo schlimm ist und alle sich soooooo davor fürchten, dann muss es doch eigtl. wieder gut sein. Die Dämonen die mich beschwatzen wollten sind doch wieder nur Lakaien des dunklen Fettwanstfürtsen, der so nebenbei von der Bier-, Chips- und Schokladenmafia bezahlt wird. Ich baute dann doch darauf, dass Laufen wohl 100 Mal mehr Kalorien als das Radeln auf der schwerste Stufe meines Heimtrainers verbrennt. Und da ich nach den ersten drei Monaten des Fettzellen­vernichtungsfeldzugs ja festgestellt habe, dass mein Arsenal einer Aufstockung bedarf, habe ich dann doch die Wunder Laufschuhe aus dem Keller geholt.

Der erste Versuch

Als mein Sproß geboren wurde, hatte ich das erste Mal so einen Anfall von „Ich werde mein Leben ändern und ein besserer Mensch!“. Da bin ich zum Renners Punkt Fachgeschäft und habe mich aufs Laufband gestellt. Die sportliche und angenehm anzusehende Verkaufsangestellte hat mich mit Ihrem Lächeln und einem Haufen von Fachbegriffen zugeschüttet, so dass ich unter dieser Hypnose den Eindruck gewonnen hatte, kompetent beraten worden zu sein. Ich habe mich dann fürs zweit teuerste Modell entschieden, so viel geistige Stärke hat mein Unterbewußtsein noch ausgesandt. Passt ja! Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! So einen Leitsatz an den Füßen zu tragen ist doch die idealle Vorraussetzug für ein neues besseres Leben, dachte ich mir. Dieser Ansatz war allerdings nach kurzer Zeit vorbei. Die ersten Stiche und das Rasseln in der Lunge konnte ich mir ja noch erklären. 20 Jahre Nikotinkosum gehen ja nicht einfach so weg, zumal man es ja grade mal zum Vorsatz Laufen und Rauchen geschafft hat. Nach ungefähr 2 Wochen hat sich die Lunge dann an das Maß Sauerstoff und auch an die Region, die jetzt beansprucht wurde gewöhnt. Aber kaum bei 16km im Dauerlauf angekommen, meldeten sich die ersten Schmerzen und zwar zuerst im Schienbein un dann im Knie. Auch Einlagen und ein neues Paar Laufschuhe konnten das Problem nicht lösen und als wir dann nach Berlin zurückgezogen sind und ich in einer neuen Firma angefangen habe, wars das erstmal mit Laufen. Einmal die Woche allerhöchstens. Und dann kam ja auch noch der Innenminiskusriß. Aber zumindest hatte ich ja schon mal die Laufschuhe gekauft.

Der zweite Versuch

Ja, da standen sie also nun und warteten auf mich! Vor Jahren gekauft warteteten sie nur darauf mich in ins neue Leben zu tragen. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper! Milosz wird eine besserer Mensch Teil 2. Aber ich wurde aber erstmal wieder ein leidender Mensch.

Ich steigerte langsam und behutsam von 40min immer so um 5 minuten pro Training. Alles war OK. Das Knie hielt! Ich denke die Vorbereitung auf dem Heimtrainer hat mein Knie irgendwie eingeölt und stabilisiert. Es machte auch richtig Spaß, so dass ich mein zuhause Fitnesscenter vernachläßigt habe und nunmehr 4-5 mal die Woche Laufen ging. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit war ich wieder bei 16km am Stück. Ich war wie im Rausch, da ich ja wirklich von Training zu Training die Fortschritte sehen konnte.

Dann kam mir die Idee mit dem Halbmarathon. Nach einem „2h Stunden am Stück“ Testlauf, hab ich mich auch prompt angemeldet: Berliner Halbmarathon ich komme! Zeitvorgabe keine, aber so klammheimmlich wollte ich die 2h schon unterbieten. Ich dachte mit 3 Monaten Fitnesscenter und 3 Monaten Lauftraining ist es machbar. Und sofort kamen die ersten Problemchen: Blasen und blaue Zehennägel. Und da schimmerte es mir doch langsam, das die Fachberatung damals nicht die beste gewesen sein konnte. Meine Füße habe ich dann für den Halben zutapen müssen. Es hat sich aber während des Laufs dann noch eine Blase gebildet, die dann beim Lauf aufgeplatzt ist. War das eine Befreiung. Ab km16 hatte ich solche Rückenschmerzen, das ich mich mit dem Laufstil bei den Paralympics einreihen könnte. Den HM habe ich aber geschafft. Zeit 1h57. Ich bin danach zur Physio und hab Massage und Fango Packungen für meinen Rücken bekommen. NUN WAR MEIN EHRGEIZ SO RICHTIG GEWECKT! Schaffe ich mehr? Nächster Lauf dann BIG25. 1 Woche vorher kriege ich dann eine Wadenverhärtung an der Grenze zur Zerrung. — Wieso? Ich hab doch angefangen ein bisschen zu dehnen nach dem Laufen, und sogar ohne Wippen! — Bin dann jeden Tag zur Massage gerannt, hab Tonnen von Voltaren und Kytta verschmiert und in langen Strümpfen geschlafen, Ultraschall und Reizstrom beim Fernsehen angelegt. Es hat irgendwie geholfen. Die BIG25 bin ich dann mit leichten Ziehen in der Wade ab km6 in 2:11 gerannt. Das Blasenproblem habe ich eliminiert in dem ich die zweitteuren Laufschuhe aussortiert hab, die mit dem Lächeln und den Fachbegriffen. Zehennägel hatte ich keine mehr. Sind ja alle abgefallen mittlerweile. Und die neuen wuchsen grad. Also kurzum, es ging mir wieder gut.

Der Weg ist frei für den Marathon!

Sind ja noch 4 Monate hin. Ziel Sub4h. Mittlerweile habe ich was von Gevatter Greif gehört und wie krass der ist. Und von seinem Countdown zur Bestzeit. Genau das Richtige für mich! Mittlerweile habe ich mich auch an die kleinen Zipperlien gewöhnt. Muskelkater, leichte chronische Achillesehnenreizung, aber solange das Knie nichts sagte war ich zufrieden. Die positive Wirkung des Laufens überwog all die Schmerzen. Und als Single kann man entweder auf Ü30 Partys gehen oder Laufen. Also Laufen. Ganz konsequent. Mein alter Herr ist vor einem Jahr mit über 60 seinen sechsten Marathon gelaufen, er hat sich nicht genug vorbereiten können und hat ihn trotzdem geschafft. Er konnte aber die Tage danach nicht richtig gehen, und das sollte mir NICHT passieren. Wie heisst es so schön, Marathon ist einfach, das Training ist hart! Ich hab‘s ja auch lieber die Schmerzen auf länger zu verteilen als einmal richtig doll, ist wohl auch gesünder habe ich mir sagen lassen.
So habe ich es dann auch wirklich durchgezogen. Die letzten 8 Wochen auch nach Greif’s Countdown trainiert. Bei der Generalprobe (Sportcheck HM) bin ich eine 1:36 gerannt. Das waren 21 Minuten schneller als 6 Monate zuvor. Den Marathon habe ich dann in 3:39 geschafft. Und ich war danach nicht so fertig wie ich nach dem ersten Halbmarathon war. Konnte am Tag danach fast normal laufen. Danach habe ich das Pensum für zwei Monate runtergefahren und nur 1-2 mal die Woche trainiert.

Auf ein neues! Aber besser!

Jetzt bin ich mitten im zweiten Trainingsjahr. Mittlerweile sind alle Zipperlein auskuriert. Alle falschen Schuhe aussortiert. Ich besitze quasi ein Arsenal an Schuhen, je nach Geschwindigkeit und Untergrund. Besonders gern habe ich meine Barfußschuhe mit den fünf Fingern. Ich glaube die haben mir geholfen die Achilleseheneproblematik zu eliminieren. Ich mache 1 mal die Woche Yoga als Stabilisationsersatz und weil es irgendwie cool ist. Mein Training ist jetzt auch variert und nicht mehr monoton. Ich mach mir Trainingspläne. Zwischen die großen Wettkämpfe habe ich jetzt Volksläufe eingestreut. Ich dehne, nicht immer, aber immer öfter! Ich habe den Satz „Schnell kann jeder“, endlich verstanden und gelernt langsam zu laufen. Ich habe gelernt auf den Körper zu hören, und wenn er mal nicht will dann eben mal 1-2 Wochen zu tapern und vor und nach größeren Belastungen sowieso. Ich habe einen völlig neuen Bekanntenkreis und laufe nicht mehr allein. Und wenn ich mal Bock habe, dann trinke ich ein paar Bier und rauche Zigaretten. Und die Bestzeiten sind trotzdem alle gepurzelt.

Bin ich ein besserer Mensch?

Ich weiß es nicht. Wohl eher nicht. Bin ich jetzt ich? Das schon eher.

Bin ich am Ziel? Nein. Bin ich jetzt weise, Forrest Gump oder sowas ähnliches ? Haha, das schon mal überhaupt nicht.

Es ist Juli und ich hab jetzt über 1700km in diesem Jahr gemacht, es erwarten mich noch über 1000 Traingskilometer bis zu meinem zweiten Marathon. Und ich freu mich drauf! Das ist wohl die Essenz als auch der Zauber des Ganzen! Und mehr bedarf es auch nicht!

Wünscht mir Glück!

Wie ein Frosch das Laufen lernte…

Es war im Winter, es war kalt, dunkel, ich war irgendwie leicht depressiv und irgendwie nicht zufrieden mit meinem Leben. Die letzten Jahre bin ich gerannt, aber im Job, einer Karriere hinterher. Es hat mich nicht glücklich gemacht. Nach einer durchzechten Nacht auf irgendeinem Businessessen, saß ich auf dem Locus und las was über populäre Ernährungsirrtümer, dass Fett und so nicht das Problem ist, sondern eher der Zucker und das Maß an Kohlenhydraten was man zu sich nimmt. Ich bin einer der Männer die auf Klo lesen. Quasi um die Balance zu halten zwischen physikalischer Masse, die entsorgt wird und geistiger die dazukommt. Da bemerkte ich etwas, was ich wahrscheinlich schon längst hätte bemerken können, wenn ich es nur gewollt hätte. Mein Bauch lag auf meinen Oberschnkeln! – „Was ist das was mich da wärmt?“, war der Gedanke, „mein T-Shirt?“ Nee, es war dieser Schwimmring, den ich doch vermeintlich nur aus dem Fernsehen kannte, wo man aufgeklärt wird, wo und wie man auf Malle am besten abfeiern kann, und sich kollektiv fremdschämen darf für das dumme, taube Last Minute buchende Party Durchnittsvolk. Ich rannte zum Spiegel. Ich stand frontal, Bauch rein Brust raus. Alles in Ordnung, oder? Da erwischte mich doch der Blitz! Die auf Faulheit begründete unterbewußte Selbstlüge der letzten Jahre. Die Welt draußen sieht Dich nicht so, die sehen Dich von der Seite, ohne Schwarzenegger Pose. Also stellte ich mich seitlich und hab mal ganz locker gelassen. Entspann Dich und lächle! –„OOOOH MEIN GOTT, ICH BIN EIN FROSCH !!!“, durchfuhr es mein ästhetisches Zentrum in meinem Gehirn. Dünne Beine, dünne Arme, dicker Bauch, darauf eine Hühnerbrust gefolgt von Doppelkinn und Gesicht. Und Ich bin doch erst 37! Im besten Alter! Heißt es nicht Männer werden schöner wenn sie älter werden? Anscheinend gilt das nur für Filmstars. Aber Moment, stand da nicht letztens in der Mens Health, das George Clooney Yoga macht, und Brad Pitt sich für Fight Club 10Kg Muskeln antrainiert hat?

Die Konsequenz war anfangs so wie zu erwarten. Ich setzte mich vor Deutschlands führende Auktionsplattform und bestellte mir alles was mir nur einfiel und was ich aus dem abendlichen Verkaufsfernsehehen kannte. Bauchweg Gürtel, Fatburner Pillen aber auch Hanteln, einen Heimtrainer, Klimmzugstange und eine Boxbirne. An Laufen wollte ich erstmal nicht denken nach meiner Miniskus OP vor einem Jahr. Bis vor ein paar Wochen konnte ich mein rechtes Knie nicht mehr beugen als im rechten Winkel. Eine Woche später war das ganze Zeug da. Und diese Woche hab ich versucht den Ort der Erkenntniss, nicht wieder betreten. Aber jedesmal wenn mich die Natur zwang, sah ich diese irgendwie nicht zu mir gehörende Masse aus nicht zu mir gehörnedem Fleisch an. Das ist nicht meins, das gehört dem fetten Nachbar von neben an. Wie hat er mir das nur eingepflanzt. Ist er ein Chirurg und mir Böses? Hab ich Paranoia, weil mein Gehirn nicht mehr durchblutet wird? Sind die Wege die mein Blut bis zum meinem Kopf braucht zu lang, weil der Fettwanst zuerst versorgt und am Leben erhalten werden will? Ja, nur so kann es sein! Also ran an die Geräte! Drei Monate, jeden Morgen 60 Situps, 60 Liegestütz, 10 mal Klimmzüge, und danach 60 Minuten Fahrrad fahren. OK, am Anfang war es eher, 15 Situps, 20 Liegestütze, 3 Klimmzüge und 20 Minuten Heimtainer. Mühsam ernährte sich das Eichhörnchen. Aber der Erfolg in Punkto Körpergefühl stellt sich doch ein, wenn man die Ziele realistisch setzt. Das hatte ich ja in meinem Job als IT Manager ja gelernt. Nach drei Monaten hatte ich drei Kilo abgenommen. Das ist doch schon mal was. Mittlerweile saß ich schon über eine Stunde auf dem Heimtrainer und langsam wurde es langweilig. Da stolpere ich doch wieder über Achim’s Kolumne bei SPON. Das macht Mut. Und ist Laufen nicht der effektivste Weg um Fett abzubauen? Im Keller sind doch die Laufschuhe die ich vor 5 Jahren gekauft hab. Ab morgen wird gelaufen, sag ich mir. Als Abwechslung zum Heimtrainer ganz langsam und vorsichtig, wer weiß was das Knie sagt. Ich leg sie mir ans Bett und ändere noch schnell meinen Desktop Hintergrund auf eine Werbung eines Sportartikel Herstellers: Eine veträumte Schöne sitzt auf Ihrem Bett und zieht sich Ihr Laufschuhe an. Darüber steht, „Bei km 5 wach ich erst auf!“. Ich denke bei km5 bin ich tot, aber wen Du da aufwachst, dann kannst Du ja den Arzt rufen. Das sind Augenblicke, wo ich der Werbebotschaft glauben möchte.

Demnächst können sie weiterlesen, in Teil 2. Das Laufen beginnt, und auch die Schmerzen, und zwar Alle !

Weniger ist mehr – Hohenschönhausener Gartenlauf

“hey heute ist wieder einer der verdammten tage
die ich kaum ertrage und mich ständig selber frage
warum ….” –morgens um 6 in meinem Bett. Kein Wecker! Nur dieses komische Gefühl als ob ein Wecker geklingelt hätte. Aber das war “nur in meinem Kopf”.
Ich schau das Kissen an und denke:
“komm ein bischen näher komm näher hör mir zu
mach dich locker entspann dich so wie ich es tu
und dann spürst du wie der rhythmus in dich eindringt …”  (Smudo, Thomas… läuft Ihr auch?)

Aufstehen!

Okeeeh, dann eben aufstehen, es ist Wettkampftag, weitere Einschlafversuche sind sinnlos! Heute steht der Hohenschönhausener Gartenlauf an. Lauffreund Andre hat beim Siegesgöttinen Lauftreff Flyer verteilt und den Lauf sehr empfohlen. Nun, sein alter Herr ist dort Mitorganisator ;-), aber ich wollte da eh mitmachen, da der Lauf Teil vom Berliner Läufer Cup ist. So habe ich heute also auf den Airport Run verzichtet, und bin nebenbei auf diese Weise einem direkten Aufeinandertreffen mit Bloggerfreund Marek erstmal aus dem Weg gegangen. Er hat seine Wade beim HM im April lediert und muß erstmal wieder antrainieren, so dass diese Schlacht der Giganten erst nach der Sommerpause stattfinden wird. Denn viel interessanter wird es doch heute sein in die nächste Runde mit Lauffreundin Veronika zu gehen. Der “geschenkte Sieg” beim letzen Lauf ist ja noch nicht vergessen und fordert eine Untermauerung des Status Quo, heißt Vero schaut mir auf den Hintern. Vom Start bis zum Ziel!

Rauf auf den chinesischen Retroroller und mit androider Richtungsansage im Hörer nach Hohenschönhausen. Das liegt schon ein bissschen ausserhalb in nördlichen Ostteil der Stadt, und beim fahren durch die Plattenbauten hab ich mich intensiv erinnert an meine Kindheit in Polen in Zeiten des Kommunismus, bevor ich damals mit neun Jahren nach Westberlin kam. An die Schlangen vor den Geschäften in denen es nichts gab. Wo man sich beim anstehen mit der Familie in der Kälte abgewechselt hat um ein Pfund Butter zu bekommen. Da hat man quasi die Kalorien beim Warten schon verloren, die man sich dann in Form von rationierter Nahrung zuführen durfte. Hungernde Zellen leben länger! Aber als Kind hält man das für normal und ist trotzdem glücklich. Weniger ist manchmal mehr. Oder besser:

Aus wenig kann man auch viel machen.

Und genau unter diesen Motto erwartete mich die Laufveranstaltung vom Lauf Club Ron Hill. Und ich muss da ehrlich meinen Hut ziehen. Ein Stadionsprecher mit gutem Witz und solider Laufkenntniss hat die gesamte Veranstaltung unterhaltsam und spannend kommentiert. Hüpfburg für die Kleinen, Gulaschkanone (für die Teilnehmer eine Portion umsonst), Tombola, ein urster Grillstand betrieben vom ortsansässigen Rockerverband. Das Steak schmeckt doch gleich viel uriger wenn es von einem vollbärtigen, tätowierten finster drein schauenden Haudegen mit namen Udo oder Wolfgang serviert wird. Fleisch von echten Männern für echte Männer! Und ich möchte noch die Trommler und die Cheerleader erwähnen, die auf dem Rundkurs für Stimmung gesorgt haben. Aber was mich wirklich in Extaseversetzt hat, und zwar in wahrsten Sinne des Wortes, waren die Massagen, vollbracht von jungen hübschen Studentinnen der hiesigen Physiotherapie Schule. Wie oft wollte ich das schon immer abgreifen bei den großen Veranstaltungen. Nach dem Lauf so schön durchgeknetet werden. Beim Gartenlauf wurden meine Träume wahr! Jessica und Melanie haben sich nach dem Lauf meiner Waden angenommen. Und während ich Jessica in ein Gespräch verwickelte, wie sie denn hieße und wann und wo denn die nächste Semesterparty der Physiotherpeutinnen ist, macht sie sich in einer Bonusrunde über meinen Rücken her. Melanie steht daneben und fragt sich ob sie auch meine Beine weitermassieren soll. – Ja Melanie, bitte! – Das letzte mal als ich ein ähnliches Erlebnis hatte, war ich nicht mehr ganz so nüchtern und hinterher wurde meine Kreditkarte nicht unerheblich belastet. Beim Hohenhausener Gartenlauf, hat mich das gesamte Programm, und jetzt passen sie auf lieber Leser: 4!, in Worten VIER Euro gekostet.

Zum Lauf selbst. Der Lauf für die Berlin Cup Wertung ist vom eigentlichen Hauptlauf getrennt. Die 5.7km führen 3 mal über einen Rundkurs in der Gartenanlage. Der Bodenbelag ist abwechlungsreich und bietet alle Facetten des Läuferuntergrunds die man gesehen haben sollte. Start superpünktlich um 10:00, mit vollbracht durch eine Lokalpolitikerin. 5.7 Km sind nicht lang und da ich richtig Lust auf ein Steak am Morgen habe will ich mich ja auch nicht zu lange damit aufhalten. Wo ist Vero, alles klar. PENG es geht los. Vero nach 100metern hinter mir gelassen. Geh mit guten Tempo an, und schaue mal wie lange es hält. Die Oli Strategie, so wie bei der Lichtenrader Meile. Lauffreund Andre schiesst Fotos und Videos mit meinem schlauen tragbaren Fernsprecher, das gibt ein bisschen Motivation ab und zu zu lächeln, besonders wenn man an denschon erwähnten Cheerleadern vorbeizieht. „Uuuuuu, aaaaaahh“, kreischen sie und hoch das Bein. Diese jungen Dinger! Vero ist ja ordentlich hinter mir, da hat man ja den Blick frei. Der Kommentator schafft es doch wirklich aus einem Provinz Gartenlauf eine spannendes Olympierennen zu machen. Mit Lennart Sponnar, Michael Kopf, Christian Karbe sind ja auch ein paar ganz gute Läufer angetreten. Und als ich als 25ster ins Ziel komme schafft er es trotz unbekannter Sonderzeichen in meinem Namen ihn phonetisch korrekt wieder zu geben. 15 Sekunden später tut er das gleiche für Veronika, die als erste Frau das Ziel durchquert. 3:1 für mich. JA! Ich schaue sie an und lasse sie an meinem erhöhten Testosteronspiegel teilhaben. „Du bist ja auch ein Mann, ich bin eine Frau“, entgleitet es Ihr als Rechtfertigung. Genau Vero, so ist es! Danke dass  Du hiermit die Rangordnung der Geschlechter akzeptiert hast. Damit hat sich der Ankuftstermin der Midlife Crisisis um ein paar Jahre nach hinten verschoben. Zumindest bis zum nächsten Mal, denn der nächste Lauf ist ja schon in zwei Wochen.

 




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Zugspitzlauf in Lübars – Geschlechterkampf auf dem Müllberg

Was für ein Tag, dieser Freitag an dem meine erste Teilnahme an dem Lübarser Zugspitzlauf anstand. Was habe ich nicht für Horrorgeschichten von ihm gehört. Bloggerfeund Henrik hat ja ja von seinen Erfahrungen vor zwei Jahren berichtet, und auch die Erzählungen der anderen Teilnehmer des Berliner Läufer Cups im Vorfeld haben mich Vorsicht walten lassen. Hab mich deswegen auch entschlossen, die zwei Tage vor dem Lauf komplett aufs Training zu verzichten. In der vorigen Woche gab es ja drei Wettkämpfe innerhalb von 8 Tagen, da muss ein bisschen Kraft tanken auch mal sein. Besonders wenn‘s in zwei Wochen in die Marathonvorbereitung geht.

So habe ich heute Morgen mich einmal extra umgedreht und die Augen noch einmal geschlossen. Sohnemann hat sich gefreut wie ein Schneekönig, da ich ihn auch eine extra Runde vor dem staatlich subventioniertem Hypnosegerät mit dem für Kinder angepassten Frequenzbereich habe drehen lassen.

Pünktlich und erholt, nicht so wie letzte Woche(!), war ich bei der Startnummernausgabe. Die Unterschrift unter den Haftungsausschluss, in dem man den Veranstalter von jeder Schuld freispricht bei gesundheitlichen und sonstigen Vor- und Unfällen, bestätigte bei mir das Vorhaben doppelt, es erst mal vorsichtig angehen zu lassen. Relaxed wollte ich dann das Einlaufen abwarten, jedoch musste ich noch kurz Taxi spielen, da Lauffreundin Veronika, zu lange an Ihrer Gebäudebaukunst Lernanstalt blieb und spät dran war. Zum Glück habe ich mir das schon gedacht, und einen zweiten Helm mitgenommen, als wir am Tag zuvor über den Lauf gechattet haben und in Ihrer digitalen “Stimme” viel Optimismus in Ihrer Zeitplanung lag. Also nochmal rauf auf meinen chinesischen Knatter Retroroller und kurz mal Vero vom nächsten S-Bahnhof abgeholt.
Vero: Mitte Zwanzig, Italienerin, Architekturstudentin, Nebenjob Hostess, habe ich übrigens mal beim BerlinCup beim Pankower Frühlingslauf kennengelernt, wo sie nach der ersten Runde an mir vorbei gezogen ist, und ich mir gesagt habe, dass dieser Hintern nicht zu weit weg vor mir rennen darf. Dann hatten wir uns ein hartes Rennen geliefert. Sie ist übrigens Erste bei den Frauen geworden, wie auch bei (fast) jedem anderen Lauf, wo sie mitmacht. Damals konnte ich es im Endspurt für mich entscheiden. Für mich als teilchauvinistisches Weicheiüberbleibsel aus dem letzten Jahrtausend ist es natürlich auch ein Erfolg, dass keine Frau vor einem war. Letzte Woche ist sie mir aber zwei Minuten davon gelaufen, aber da war ich ja auch gehandicapt. 🙂

Zurück nach Lübars: Vor dem Start hat natürlich mein Musikdudler seinen Dienst versagt, man sollte die Dinger ja auch energetisch aufgeladen zum Wettkampf mitnehmen, und ich musste dann auch noch mit Erschrecken feststellen, dass die gesamte Berlin Cup Konkurrenz angetreten ist. Meine heimliche Hoffnung, dass die „Anderen“ diesen anstrengenden Lauf auslassen würden, so dass man selbst ein paar Pünktchen mehr abstauben kann, wurde wohl auch von allen „Anderen“ geteilt: Ade Plätzsche auf de Treppsche!

Der Start war pünktlich um 19:00, das Wetter mit 20°C und ein paar Wolken, kaum Wind.

Erste Runde ganz locker habe ich mit Vero abgemacht, bin aber nach 300 Metern bei der ersten Steigung an Ihr vorbeigezogen. (Hehe!) Die zweite Steigung ist schon eklig, da muss man in Serpentinen hoch und dann sofort wieder runter. Und das ist echt steil. Dritte Steigung auf dem Naturweg hat’s auch in sich, da die Steigung dort ziemlich lang ist sanft anfängt und immer härter wird. Das war’s also, so sieht die Runde aus, na dann kann es ja jetzt losgehen denk ich mir. Aber wo angreifen und vor allen wen, Vero ungefähr 200m hinter mir, sonstige Konkurrenz sehe ich nicht, und das Mädchen (schätze Weibliche Jugend B), die am Anfang losgelaufen ist wie Haile, hab ich auch schon hinter mir gelassen. Oh ja, das hätte wehgetan, nicht nur das eine Frau vor mir gewesen wär, nein sie wär auch noch 14 Jahre alt. Einen besseren Beweis was für ein alter Sack man schon ist, kann’s ja wohl nicht geben. So lief ich im Wohlfühlbereich erst mal weiter. Aber auf Vero ist Verlass. Dritte Steigung zweite Runde zieht sie an mir vorbei. 10, 20, 30 Meter grade bei den Abstiegen, sind Ihre langen schlanken Beine gegenüber meinen Möchtegern Kraftbolzen im Vorteil. Als erste Frau im Feld wird Ihr natürlich applaudiert und zugejubelt. Ich habe das Gefühl, dass sie das extra motiviert. Wie ein schäbiger Parasit pirsche ich mich also wieder an sie ran, um mich in Ihrer Aura zu laben und Teil zu haben an der Bewunderung der umstehenden Zuschauer. Ach so ein Quatsch, die Jubeln mir zu nicht Ihr; jaaa, so ist gut, die ganze Energie für mich! Und das Ganze im Wohlfühlbereich, herrlich! Letzte Runde, letzte Steigung, ANGRIFF! Ich zieh da weg, wo es richtig hart wird, an Ihr vorbei, jetzt nur noch bergab und ins Ziel. Im Endspurt bin ich doch besser als Sie. Kurz vor Schluss macht mir ein Streckenposten Angst, da er den Weg zum Ziel versperrt und Leute nochmal die erste Steigung raufschickt. Hab ich mich verslesen? Ich dachte nur drei Runden. „Ach Du meine Scheiße, also jetzt nochmal da rauf? Das wird jetzt aber hart  mein Freund!“. Ich nehme Tempo raus, und sehe Vero schon im Ziel über mich lachen, wegen meinem verfrühten Endspurt. Das Gefühl kenne ich doch, hatte ich mal mit 16. Aber dann macht der Pfosten von Wegweiser eine Drehung und ruft „Letzte Runde zum Ziel durch“. Also was denn nun? Egal, Tempo hoch zum Ziel, die letzten 50 Metern, kann ich ja noch Sprinten, falls Vero in der Nähe ist.

Im Ziel dann vergessen auf den Stopknopf zu drücken, aber eine 53:09 müsste es gewesen sein. Platzierung unbekannt, da dort wohl alles manuell läuft. Vero war eine Sekunde hinter mir. Haben noch abgeklatscht, da wir ja fast zeitgleich gekommen sind ins Ziel.

Nach Ihrer Siegerehrung, hat Sie mir gesagt dass Sie mir heute Ihren Siegerwein und den den Platz vor Ihr geschenkt hat. Schließlich habe ich Sie ja heute vom S-Bahn Hof abgeholt… Sagte Sie und entschwand …

Auf dem Weg nach Hause, denke ich mir aber, „Soso… gewinnen lassen… das werden wir ja sehen. Steht ja 2:1 für mich.“ Ich bin ja heute auch nicht voll gelaufen und der nächste Lauf ist ja schon in einer Woche …

Lichtenrader Meile – Hitzeschlacht mit Katzenjammer

Endlich zurück von der Lichtenrader Meile. Gestern am Samstag war ich ja so brav, es war 21uhr, ich nahm mir ein Buch, das ich endlich fertig lesen wollte und legte mich ins Bett. Schließlich muss ich morgen früh aufstehen, und am Sonntag um 7 Uhr morgens ist bei allen Ehren früh! Jedoch passierte etwas was in unserer modernen Telekommunikationsgesellschaft mir schon lange nicht passiert ist:

Es klingelte an der Tür!

Das bloße an der Tür klingeln mag ja normal sein am Montag bis Samstag von 9:00 bis 15:00 Uhr,  wenn der Postbote kommt um mir oder einem Nachbarn ein Packet zu bringen. Aber am Samstagabend!? Ich hab ja niemanden eingeladen oder so… das kann nicht gut sein, kann doch nur die Polizei sein um mir den Kachelmannprozess im Namen irgendeiner geistig verwirrten zu machen, dachte ich mir…. Aber nee, die würden sich ja auch als Postbote tarnen und am Montag früh kommen. Nachdem ich doch sehr zögerlich den Knopf gedrückt habe, schlenderte so mein Freund C. in den Hausflur. Hausflur dunkel, er Sonnenbrille, Unschuldsmine und nettes Grinsen auf den Lippen. Sein IPhone geht nicht, also hat er es mal so versucht, ganz auf die Altmodische 🙂 Und ganz auf die Altmodische hat er auch zwei Bier mitgebracht. Zusammen mit dem einen in meinem Kühlschrank waren es also drei. Was für eine Teufelszahl! Drei kann man nämlich nicht durch Zwei teilen, und die “Sportsbar ist ja eigtl nur um die Ecke”… — … 4 Stunden später poste ich auf FB noch ein “helau und sweet dreams”, Freund H. hat noch geantwortet und mich auf seine Zeit vor zwei Jahren hingewiesen, die für mich ja in meiner Form ja kein Problem sein sollte. Ich entledigte den Lauf jeglicher Bürde des Konkurrenzverhaltens mit einem “morgen ist easy peasy” und war zu dem Zeitpunkt vollkommen überzeugt, eine Inkarnation eines doch nur “leicht dopenden” Athleten der antiken olympischen Spiele zu sein, denn ich habe ja heute auf Stierhoden und Hundeblut und Atropin verzichtet, deswegen das Leicht…

Das Leicht war aber schlagartig um 7:00 Uhr morgens weg, als der Wecker klingelte, und zwar alle 5min! Eine Stunde lang! Ich war zum Glück nicht in der Lage den Wecker auszuschalten, nur die Snooze Taste habe ich alle 5 Minuten gefunden. Jetzt weiß warum die Dinger so gebaut sind, dabei habe ich das am Anfang für einen Intelligenzausfall eines chinesischen Produktdesigners gehalten. So gesehen konnte es sich dann eigentlich doch nur um Produktpiraterie handeln. Nach der produktdesignbestimmten einstündigen Folter durch Einschlafverhinderung habe ich gefühlte 10 Jahre geduscht um zu mir zu kommen. Jahre harten Trainings können doch nicht umsonst sein. Und ich meine die Trainings auf beruflich bedingten “Abendessen”, wo Chefs, Kollegen oder Geschäftspartner keine Rücksicht darauf nehmen, dass morgen ein normaler Arbeitstag ist. “Wer feiern kann, kann auch arbeiten”, naja….. so war ich irgendwie auch um 09:00 doch pünktlich in Lichtenrade angekommen,  sah durch meine sehr dunkle Sonnenbrille, was für ein wunderschöner Tag es war: strahlend blauer Himmel, 32° im Schatten! Das erste Mal das ich so einen wundervollen Tag ECHT SCHEIßE fand. Einlaufen ging gar nicht! Mir war so richtig schlecht.

Dann auf einmal Startschuss, nur bedingt durch Schwarmintelligenz fange ich an mich zu bewegen, der Körper rebelliert und sendet: “Du läufst heute nicht durch”. Ich trete in Verhandlung, Tempo drosseln! Das gesamte Feld zieht an mir vorüber. Alle die mich kennen, sehen mich quasi stehen. “Was ist mit dem heute los”, meine ich den hämischen Gedanken der vorbeiziehenden Konkurrenz zu entnehmen. Die Strecke hat zwei Runden a 7,5km erinnere ich mich. Bei Kilometer 2 der Runde geht‘s einen ordentlichen Hügel hoch, Meine Gedanken drehen sich darum, wie ich mich beim Laufen am ökonomischsten übergeben kann, ohne noch mehr Zeit zu verlieren. Wie machen die Kenianer das, oder die Mocki? Die flennt doch auch öfter wie dreckig es Ihr geht? (Mocki, ich find Dich super!) — Aber dann Berg runter, nach 3km, Atmung normalisiert sich irgendwie, Kotzgefühl wird nicht schlimmer, ein Gefühl wie Kraft kommt zurück in die Beine, der Wasserstand verschafft Kühlung, ich denke an Forrest Gump: “Lauf Milosz, lauf!” Ich versetze mich in Trance, bei dem Restalkohol ja kein Problem. So kann‘s bleiben, nicht überpacen ist der einzige Gedanke… Da ist ja Hansi und da der Müller. Jetzt haste den und vielleicht schaffst Du auch noch den anderen? Und dann auf einmal: Zieleinlauf!

Wie? schon vorbei? Ich schau auf die Uhr 1:07:45! Hääää? Ist ja geil! Und 4ter Platz in der AK! H. hat doch was von einer 1:10 und einer 1:12 in den letzten Jahren erzählt….

FAZIT:

Eine gute Vorbereitung, geht auch nicht flöten, wenn man einen über(!) den Durst getrunken hat. Zumindest im Hobbybereich. Ein solides abwechslungsreiches Training ist Gold wert, und verzeiht auch mittelschwere Sünden. Aber mir tut heute nach 15km alles so weh, als ob ich einen Marathon gelaufen wär, und das will ich nicht wieder haben. Mit C. habe ich ausgemacht vor Wettkämpfen keine Besuche der altmodischen Art, sein IPhone geht ja jetzt wieder 😉 Und die Frage ist immer, was wäre ich gelaufen, wenn ich ganz frisch gewesen wär. Der Tag hat mich in der Tat so weit mitgenommen, dass ich das erste Mal einen Blog geschrieben habe. Zurück in der modernen Telekommunikationsgesellschaft sozusagen, mit jetzt zwei Erfahrungen mehr.

Und der nächste Lauf ist ja schon am Freitag…